16.05.2023 | Erkenntnisse aus einem weiteren herausfordernden Geschäftsjahr: Energiewende schneller und einfacher machen
„Langsam beruhigt sich die Situation auf dem Energiemarkt etwas und wir können
uns wieder stärker auf die Umsetzung der regionalen Energiewende
konzentrieren“, fasst Dr. Andreas Thiel-Böhm, Geschäftsführer der Technische
Werke Schussental GmbH & Co. KG (TWS), die aktuelle Lage zusammen. Das sei
nach dem herausfordernden Jahr für die Entwicklung der Region enorm wichtig,
resümierte er bei der Bilanzpressekonferenz des Unternehmens am Montag (15.
Mai) in Ravensburg. Das Wirtschaftsjahr 2022 war geprägt von der Energiekrise
mit stark steigenden Preisen an den Beschaffungsmärkten, drohender
Gasmangellage sowie Stabilisierungs- und Entlastungspaketen der
Bundesregierung. Die daraus resultierenden Turbulenzen spiegeln sich auch in
den Ergebnissen des Geschäftsjahres 2022: So hat die TWS inklusive ihrer
Netztochter im Berichtsjahr einen Jahresüberschuss von 5,9 Millionen Euro
erwirtschaftet, nach einem außerordentlich schwachen Ergebnis des Vorjahres von
0,8 Millionen Euro. Bedingt sei dieser Sprung durch Sondereffekte in beiden
Jahren: Im Jahr 2021 habe man viel Vorsorge getroffen und Rückstellungen
gebildet. Grund hierfür seien die massiven Verwerfungen am Energiemarkt
gewesen, erläuterte Andreas Thiel-Böhm. Diese Drohverlustrückstellungen hätte
man im Jahr 2022 nicht in vollem Umfang gebraucht und wieder aufgelöst, was
sich ertragssteigernd auf das Ergebnis auswirkte. „Betrachtet man beide Jahre
zusammen, kommen wir auf ein durchschnittliches Ergebnis von knapp 3,4 Millionen
Euro“, sagte er.
Auch
wenn die Lage aktuell etwas ruhiger scheint: Von Entspannung am Markt will
Andreas Thiel-Böhm nicht reden. Er meinte: „Nach wie vor ist die Abhängigkeit
von ausländischen Energielieferungen groß und beim Klimaschutz sind wir auch kaum
weiter. Die Verbraucherinnen und Verbraucher sind nach dem turbulenten Jahr
auch massiv verunsichert, was Preisentwicklung und Wärmegesetze betrifft. Das
muss sich schnell ändern.“ In diesem Zusammenhang verwies er auf die
Richtigkeit, die Präsenz der TWS in Ravensburg und Weingarten zu erhöhen. „Wir
sind jetzt mit drei Kundenzentren vor Ort für die Belange der Menschen da, was
sehr honoriert wird“, betonte Andreas Thiel-Böhm. Dass die TWS ihrer Kundschaft
Sicherheit vermittelt, zeigt sich auch an der Entwicklung der Kundenzahlen:
Allein im Privatkundensegment stieg sie unterm Strich bei Strom um rund 1.800.
Der Stromabsatz kletterte 2022 im Vergleich zu 2021 um 32,4 Prozent. Grund
hierfür waren vor allem starke Zuwächse in Industrie und Gewerbe. Zurück ging
der Gasabsatz; er lag 1,4 Prozent unter dem Vorjahreswert, nicht zuletzt durch
die Sparappelle angesichts der drohenden Gasmangellage.
Mehr
eigener Strom
Die
Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien in eigenen Anlagen der TWS und in
Beteiligungen ist gegenüber dem Vorjahr um 11,4 Prozent auf 80.008
Megawattstunden gestiegen. „Rechnerisch können wir den Bedarf unserer
Privatkundschaft seit Langem mit eigenem Ökostrom decken“, erklärte der
TWS-Geschäftsführer. Doch trotz der insgesamt positiven Zahlen ist man in
Ravensburg nur verhalten optimistisch: „Die Herausforderungen bleiben enorm“,
erklärte Helmut Hertle, Geschäftsführer der TWS Netz, und ergänzte: „Wir
hoffen, dass wir unsere für 2023 geplanten Projekte zur weiteren Strom- und
Wärmewende realisieren können. Dazu zählen insbesondere der sukzessive Ausbau
der Fernwärme in der Ravensburger Innenstadt, Windenergieanlagen im Röschenwald
und große Photovoltaikanlagen wie beispielsweise bei Hymer in Bad Waldsee.
Mit
vereinten Kräften
Die
TWS hat seit 2009 in den Ausbau der regenerativen Stromerzeugung 66 Millionen
Euro investiert, 23 Millionen Euro davon stammen aus Genussrechten, die
Bürgerinnen und Bürger am Unternehmen erworben haben. Eine weitere Ausgabe von
Genussrechten ist für das Jahresende 2023 geplant. Allein im Berichtsjahr 2022
haben TWS und TWS Netz 20,4 Millionen Euro in Anlagen und Netzinfrastruktur
gesteckt. Bis zum Jahr 2030 werden sie weitere gut 200 Millionen Euro brauchen,
wenn sie den Kurs in Richtung Klimaneutralität halten will. „Ohne unsere
wirtschaftliche Stabilität, die Beteiligung der Bürgerinnen und Bürger durch
Kapital sowie die Thesaurierung von Gewinnen könnten wir diese hohen
Investitionen nicht stemmen“, betonte Helmut Hertle. Gute Chancen für eine
schnellere Wärmewende sieht die TWS in der gesetzlich verankerten kommunalen
Wärmeplanung in Baden-Württemberg. In Ravensburg und Weingarten sind die
Konzepte bereits in Arbeit, in enger Abstimmung zwischen Stadtverwaltungen und
TWS.
Steigender
Personalbedarf
„Wir
werden künftig mehr Leute brauchen, nicht weniger – umso kritischer wird die
Situation, wenn die geburtenstarken Jahrgänge in Rente gehen“, betonte Helmut
Hertle. Letzterer Punkt beschäftigt den Geschäftsführer der TWS Netz besonders,
weil die Regulierungsbehörden zum Beispiel bei der Gestaltung der Netzentgelte
immer noch davon ausgehen, dass der Personalbedarf sinken wird. „In diesem
Punkt muss die Politik dringend die Regulierung anpassen, insbesondere bei
Strom“, führte er aus. Die TWS setzt auf eigene Ausbildung und hat dafür für
die technische Ausbildung mit einem Partner die AZS Ausbildungszentrum
Schussental GmbH gegründet.
Pressemitteilung der TWS vom 15.5.2023