Mit Dr. Sandra Schultz, Kuratorin der Ausstellung "Roh.Stoff.Papier"
Ravensburg kann sich rühmen, als zweite Stadt im heutigen Deutschland die Papierherstellung eingeführt zu haben. Seit der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts arbeiteten in Ravensburg sechs Papiermühlen. Zusammengenommen wurden jährlich mindestens 9.000 Ries Papier hergestellt. Ohne Unterbrechung produzierten die Papiermühlen hier eine hohe Bandbreite verschiedenster Papierarten.
Dabei waren die Zeiten für die Papiermacher nicht immer einfach. Gelten die Jahre zwischen 1570 und 1620 als die Blütezeit der eigenständigen Papierermeister, so verschlechterte sich ihre Lage mit dem 30-jährigen Krieg immer mehr. Mangel am Rohstoff Lumpen, steigender Konkurrenzdruck und die Verwüstungen des Krieges machten es vielen Papierern unmöglich, ihre Mühle zu bewirtschaften. Sie waren gezwungen, an einheimische und an auswärtige Investoren zu verkaufen. Ungebrochen blieb jedoch das Selbstbewusstsein des Handwerks.
Der Vortrag entführt in die wechselreiche
Geschichte der Ravensburger Papierherstellung von den Anfängen um 1393 bis zur
Schließung der letzten Papiermühle im Jahr 1876. Dabei wirft Sandra Schultz auch
einen Blick auf die Arbeitsschritte der Handpapiermacherei.
Dr. Sandra Schultz promovierte 2016 zum Thema
"Papierherstellung im deutschen Südwesten" und recherchierte dazu in
verschiedenen Archiven. Sie ist heute wissenschaftliche Referentin im
TECHNOSEUM Landesmuseum für Technik und Arbeit in Mannheim.