Das "Adreßbuch der Oberamtsstadt Ravensburg" aus
dem Jahr 1930 enthält eine kreative Werbemaßnahme des damaligen städtischen Gaswerks,
die in der aktuellen Gaskrise eine besonders interessante historische Quelle
darstellt. Auf allen Seiten des über zweihundert Seiten starken Bandes erschien
ein Hinweis zu den vielfältigen Einsatzmöglichkeiten von Gas im Haushalt. Aufgefordert
wurde zum Kochen, Braten, Dörren, Rösten, Sterilisieren, Bügeln, Baden,
Waschen, Heizen, Löten und Schweißen mit Gas. Hintergrund der Werbemaßnahme,
die in der Reihe der Adressbücher der Stadt einzigartig blieb, war sicherlich der 1929 vollendete Neubau des Apparate- und Reinigungshauses des Ravensburger Gaswerks in der
Georgstraße und der Rückgang des Gaslichtkonsums durch die Umstellung auf
elektrische Beleuchtung, vielleicht auch ein Einbruch des Gaskonsums aufgrund
der Weltwirtschaftskrise. Gas blieb zu dieser Zeit jedoch weiterhin das bevorzugte
Mittel zum Heizen, zum Kochen und Backen und zum Baden mit
Gasbadeeinrichtungen. Auch Gaskühlschränke kamen in dieser Zeit auf. Mit seiner
Werbeaktion wies das städtische Gaswerk auch auf seinen ständigen
Ausstellungsraum "am Platz" in der Bauhütte hin, in dem man sich über
den Einsatz von Gas im Haushalt informieren konnte. Das Gaswerk in der
Georgstraße hatte am 1. November 1862 seinen Betrieb aufgenommen und stand seit
1867 unter städtischer Verwaltung.
Hubert Vogler (geboren 1876 in Ravensburg) ist Zeichner
und Verfasser dieser Karte über das Flussgebiet der Schussen und Rothach, die
er zu Ostern 1894 dem königlichen Oberjägermeister und Vorsitzenden des
württembergischen Landesfischereivereins Detlev von Plato (1846-1917) widmete.
Thematisiert werden in diesem wertvollen Dokument die mehr als zweihundert
fischereischädigenden Anlagen und Hindernisse, der Rückgang des Fischbestandes
sowie die Verunreinigung der Schussen, der Wolfegger Ach und ihrer Nebenflüsse
zu Ende des 19. Jahrhunderts. Verursacht wurden diese durch die Papierfabriken
in Mochenwangen, Baienfurt und in der Höll bei Wolfegg sowie durch die
Zuckerfabrik Altshausen. Hubert Vogler, der ein Jahr später auch ein Werk über
die Otterjagd mit Hunden verfasste, lag als Jäger, Angler und Verfechter des
Artenschutzes daran, durch neue gesetzliche Regelungen die fischschädigenden
Hindernisse zu beseitigen, Fischwege anzulegen und für die Verunreinigung der
Gewässer durch Gewerbeanlagen zu sensibilisieren. So hoffte er, dass es ihm die
"stummen" Fische mit einem fröhlichen "Petri Heil" danken
werden.
Aus privatem Besitz konnte das Stadtarchiv diesen wertvollen und seltenen Fahrplan der von 1888 bis 1959 zwischen Ravensburg und Weingarten kursierenden Straßenbahn übernehmen. Der Fahrplan stammt aus dem Jahr 1889 und damit aus der Frühzeit des "Bähnle". Los ging es am Bahnhof in Ravensburg. Über die Haltestellen am Frauentor, am Gasthaus Heilig Kreuz, am Krankenhaus 14 Nothelfer und an der damaligen Schlossstraße (heute Ecke Abt-Hyller-Straße/Waldseer Straße) fuhr die Bahn in 20 Minuten zum Bahnhof nach Weingarten. Nachdem es 1957 zu einem schweren Unfall gekommen war und ein Jahr später die Höchstgeschwindigkeit der Bahn auf 10 km/h reduziert worden war, wurde der Betrieb der Lokalbahn zum 1. Juli 1959 eingestellt und durch Omnibusse der Deutschen Bahn ersetzt.
Unter den Bänden der Alten Ravensburger Stadtbibliothek
befindet sich eine besondere Rarität der Einbandforschung. Häufig sind ältere Bücher
mit den Resten mittelalterlicher Pergamenthandschriften eingebunden worden. Meist handelt es sich dabei um lateinische, weniger um deutschsprachige
Handschriften. Hier werden zwei 1538 und 1539
erschienene Drucke (Nr. 2370) von einem Pergamentstück der zweiten Hälfte des
14. Jahrhunderts zusammengehalten, das ein Textfragment aus dem Lehenrecht einer
Version des Sachsenspiegels darstellt. Diese besondere Ravensburger Handschrift
wurde jetzt in den Handschriftencensus (handschriftencensus.de) aufgenommen,
eine Bestandsaufnahme der handschriftlichen Überlieferungen deutschsprachiger
Texte des Mittelalters.
Auf dieser gemalten Postkarte aus der Zeit um 1910 zeigt sich Ravensburg von seiner heiteren Seite. Der Mehlsack, auf dem die württembergische Fahne weht, übertrifft die Veitsburg und den Veitsburgpavillon mit einer grandiosen Aussicht auf die Alpenriesen. Kämen dazu noch ein oder zwei Bier von der Veitsburg per Seilwinde herüber, so könnte auf dem Mehlsack – in unsere Zeit übertragen – ein pandemie-konformer "Ein-Personen-Biergarten" eröffnet werden.
Ein
Osterspaziergang führt ein Paar im Frühjahr 1930 vor die Tore der Stadt.
Entlang der Schussen mit Stock und Schirm schweift der Blick aus Süden über die
Türme der Stadt.
Zur
Fasnacht 1923 führte der Liederkranz im Konzerthaus die Operette Der Vogelhändler von Carl Zeller auf. Mit
Tanzeinlagen, Orchester und zahlreichen Mitwirkenden war nicht nur eine volle
Bühne gesichert. Wie der handschriftliche Zusatz zeigt, ging der Reinertrag der sechs Aufführungen kurzfristig an die Bevölkerung des im Januar 1923 von
französischen und belgischen Truppen besetzten Rhein- und Ruhrgebiets. Die
Ruhrbesetzung hatte in der gesamten Weimarer Republik Empörung ausgelöst.
So
sah die Silvesternacht im Jahr 1966 in Ravensburg aus. Bis weit in den Süden
der Stadt fröhliches Böllern und Schießen vor der Silhouette von Mehlsack, Obertor,
Spitalturm, Stadtkirche, Untertor und Rathaus.
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