IHK Bodensee-Oberschwaben feiert ihr 150-jähriges Bestehen

Die Industrie- und Handelskammer Bodensee-Oberschwaben (IHK) feiert ihren 150. Geburtstag. Viele unsichere und schwierige Zeiten, aber auch eine eindrucksvolle Erfolgsgeschichte hat die Interessenvertretung der Industrie, des Handels und der Dienstleistungsgewerbe zusammen mit ihren Mitgliedern erlebt. Präsident Heinrich Grieshaber und Hauptgeschäftsführer Professor Dr. Peter Jany wagen den Blick zurück und nach vorn.

Ins Leben gerufen wurde die damalige „Handels- und Gewerbekammer Ravensburg“ mit königlicher Erlaubnis (König Karl von Württemberg) durch die Wahl ihrer Vertreter im Dezember 1866 – die offizielle Gründung fand dann am 31. Januar 1867 statt. 400 Gründungsmitglieder wählten insgesamt neun Vertreter aus dem Handelsstand, dem Fabrikantenstand und dem Gewerbestand.

„Eine ganz andere Welt war das damals noch. Die Region hatte gerade erst durch den Ausbau des Schienennetzes Anschluss an den wirtschaftlichen Aufschwung erzielt und war in Aufbruchsstimmung. Und mit der Eisenbahn kamen neue Wirtschaftszweige auf, die technische Revolution inspirierte auch die schwäbischen und badischen Tüftler nachhaltig“, blickt IHK-Präsident Heinrich Grieshaber zurück. Zu dieser Zeit strebte man stark nach Selbständigkeit und Unabhängigkeit. Die Kammer war Ausdruck dieser Selbstbestimmtheit. „Heute, 150 Jahre später, ist dieser Grundgedanke ungebrochen. Wir Unternehmer wissen selbst am besten unsere Angelegenheiten zu regeln und diese Möglichkeit bietet und sichert die IHK“, so der Präsident. Aus den damals 400 Gründungsmitgliedern ist die Zahl auf heute über 34.000 IHK-Mitgliedsbetriebe gewachsen. „Auch das ist Ausdruck für die wirtschaftliche Kraft der Region“, meint Grieshaber.

Die Wirtschaftsregion Bodensee-Oberschwaben ist ein Erfolgsstandort. Alle wirtschaftlichen Kennzahlen sind bestens, und gerade in Krisenzeiten bewährt sich immer wieder die ganz solide Wirtschaftsstruktur mit einem ausgewogenen Branchen- und Größenmix und den vielen – oft über mehrere Generationen geführten – Familienunternehmen. „Das besonnene und nachhaltige Wirtschaften, gepaart mit einem beeindruckenden Tüftler- und Forschergeist ist typisch für die Unternehmer der Region wie auch ihrer Mitarbeiter“, weiß Professor Dr. Peter Jany, Hauptgeschäftsführer der IHK Bodensee-Oberschwaben. Und ergänzt: „Ich sehe das einerseits als Privileg und andererseits als Ergebnis der großartigen Leistungen der Menschen, die hier verwurzelt sind und investieren, dass diese landschaftlich so begünstigte Bodenseeregion auch noch ein starker Wirtschaftsstandort ist.“

Die Selbstverwaltung der regionalen Wirtschaft hat sich im Laufe ihrer Geschichte gewandelt und ist mit den Herausforderungen ihrer Mitgliedsunternehmen mitgewachsen. „Vor allem der Dienstleistungsbereich ist in den vergangenen Jahrzehnten immer stärker in den Fokus gerückt. Aber auch eine weitreichende Interessenvertretung ist heute wichtiger denn je. Die Wirtschaft ist komplexer, schneller und globaler geworden. Auch die Zunahme von bürokratischen Hürden und gesetzlichen Vorschriften sowie die unsicher gewordenen internationalen Beziehungen und Zusammenhänge stellen die Unternehmen vor viele offene Fragen“, sagt Jany mit Blick auf die IHK-Aufgaben.

Für die Zukunft wünscht sich IHK-Präsident Grieshaber vor allem viele mutige und engagierte Unternehmerkolleginnen und -kollegen: „Wir brauchen Wirtschaftsvertreter, die sich über ihre Unternehmensverantwortung hinaus ehrenamtlich zum Beispiel in der IHK engagieren. Nur wenn die Wirtschaft sich auch weiterhin für sich selbst stark macht – und zwar jenseits von kleinteiligen Gruppenvertretungen –, bleibt die Wirtschaft ein wichtiger Akteur. Wir stehen bei der IHK in der Tradition des ehrbaren Kaufmanns und haben uns dem Gemeinwohl verpflichtet. Das sind auch in Zukunft die Werte, auf die es in liberalen, demokratischen Wirtschaftsordnungen ankommt“, zeigt sich Grieshaber überzeugt.

Festakt mit Ministerpräsident Winfried Kretschmann
Zu ihrem 150-jährigen Jubiläum lädt die IHK Bodensee-Oberschwaben ihre Mitglieder ein, am Donnerstag, 27. April, ab 18 Uhr diese 150 Jahre regionale Wirtschaftsgeschichte gemeinsam zu feiern. (Nur mit vorheriger Online-Anmeldung unter www.weingarten.ihk.de, Nr. 16597860.) Ministerpräsident Winfried Kretschmann wird die Festrede halten, und ein historischer Streifzug lässt die zurückliegenden 150 Jahre wieder aufleben. „Die Veranstaltung steht zwar unter dem Titel ‚150 Jahre Industrie- und Handelskammer Bodensee-Oberschwaben‘, feiert und ehrt aber vielmehr die vielen kleinen und großen Unternehmen mit ihren mutigen, innovativen und engagierten Unternehmern und ihren Mitarbeitern“, sagt Grieshaber.

Chronik und Ausstellung

Anlässlich des Jubiläums erscheint auch eine Chronik zu 150 Jahren regionaler Wirtschaftsgeschichte, die die IHK in Auftrag gegeben hat und an der ein Historikerteam von „D.I.E. Firmenhistoriker“ über ein Jahr gearbeitet hat. Eine kurze Zusammenfassung finden Sie auf der Homepage der IHK (Nr. 3676294). Außerdem hat das Wirtschaftsmuseum Ravensburg eine Ausstellung erarbeitet, die zwischen Juni und Oktober 2017 zu sehen sei wird.

Info:
Die Industrie- und Handelskammern in Deutschland werden mit ihren Vollversammlungen auch als „regionale Parlamente der Wirtschaft“ bezeichnet. 79 solcher Körperschaften des öffentlichen Rechts gibt es, in Baden-Württemberg zwölf. Im Wesentlichen erstrecken sich die Aufgabenfelder der IHK auf drei Säulen: Erstens die Erfüllung hoheitlicher Aufgaben, wie zum Beispiel die Organisation und Durchführung von Prüfungen von Ausbildungsberufen oder die Ausstellung von Außenhandelspapieren. Zweitens die Vertretung des Gesamtinteresses der regionalen Wirtschaft in Zusammenarbeit, im Dialog und in der Auseinandersetzung mit der Politik und der Verwaltung. Und drittens eine ganze Bandbreite von Dienstleistungen und Serviceangeboten, die sich an den aktuellen wirtschaftlichen Herausforderungen orientieren und der Förderung der gewerblichen Wirtschaft dienen: angefangen von Informationsveranstaltungen über Rechtsauskünfte bis hin zur Qualifizierung von Fach- und Führungskräften.