04.11.2015 | Geschäftsführer Helmut Hertle im Interview
Vor gut drei Jahren haben sich Stadtwerke aus
der Region Bodensee-Oberschwaben zusammengetan, um die Windkraft in ihrem
Einzugsgebiet gemeinsam voran zu bringen. Das Regionalwerk Bodensee möchte nun
seine Anteile abgeben. Die Technische Werke
Schussental haben bei Helmut Hertle, Geschäftsführer der
Windkraft Bodensee-Oberschwaben GmbH & Co. KG (WKBO), nachgefragt:
Herr Hertle, was
macht die Entwicklung von Windkraft-Projekten in der Region Bodensee und
Oberschwaben?
Es
gibt verschiedene Standortprüfungen, die die WKBO teilweise mit Unterstützung
der Kommunen durchgeführt hat. Aktuell gibt es zwei Projekte, die sich konkret
abzeichnen. Sie werden von Experten geprüft, auch hinsichtlich der
Durchführbarkeit und der Wirtschaftlichkeit. Eines der beiden Projekte ist
schon weit fortgeschritten – für dieses wurde bereits ein
Realisierungsbeschluss innerhalb der WKBO gefasst.
Warum gibt das
Regionalwerk Bodensee dann seine Anteile ab?
Hinsichtlich
der Projekte gibt es unterschiedliche Erwartungen an die Rendite. Im Gegensatz
zu den übrigen Gesellschaftern hält das Regionalwerk Bodensee an den
angestrebten sechs Prozent Gesamtkapitalrendite als Ziel fest. Derzeit
existiert allerdings kein Projekt, das diesen Renditeansprüchen genügt. Für die
aktuellen Projekte ist eine Gesamtkapitalrendite von zirka fünf Prozent
realisierbar und damit aus Sicht der verbleibenden WKBO-Partner eine
angemessene Rendite realistisch und deutlich rentabler als die gängigen
Geldanlagen.
Wie geht es innerhalb
der WKBO weiter?
Die drei weiteren
Gründungsgesellschafter, die Technischen Werke Schussental (TWS), das Stadtwerk
am See und die Stadtwerke Bad Saulgau, möchten sich auch weiterhin dauerhaft in
der WKBO engagieren. Die Konstellation in der Gesellschaft verändert sich
allerdings: Die TWS wird die Anteile des Regionalwerk Bodensee übernehmen. Dies
war das Ergebnis von intensiven Sondierungsgesprächen zwischen allen
Gesellschaftern. In diesen Gesprächen wurden hinsichtlich wirtschaftlicher
Aspekte als auch der angestrebte Einfluss der verbleibenden Gesellschafter
abgewogen. Der Übergang der Anteile ist zum Jahreswechsel geplant.
Was ist das Ziel der
WKBO?
2012 hatten sich
Stadtwerke aus der Region zusammengetan, um gemeinsam den Ausbau der Windkraft
zwischen Bodensee und Oberschwaben voran zu bringen. Denn wir benötigen auch im
Süden verschiedene Möglichkeiten der dezentralen Stromerzeugung, wenn bis zum
Jahr 2022 das letzte Atomkraftwerk in Deutschland vom Netz gehen wird.
Windkraft ist nicht nur ein wichtiger Baustein der künftigen Energieversorgung,
sondern auch dank des technischen Fortschritts im Binnenland wirtschaftlich.
Aber die Projektentwicklung in diesem Bereich braucht Know-how und einen langen
Atem – nicht zuletzt weil es gilt, die Menschen vor Ort mitzunehmen. Genau das
ist die Aufgabe der WKBO.
Wie sehen die
Beteiligungsverhältnisse künftig aus?
Das Regionalwerk hält
bis dato 12,5 Prozent der WKBO-Anteile, die die TWS übernehmen wird. Mit dem
Stadtwerk am See und der TWS gibt es dann mit je 45 Prozent Anteilen zwei große
Partner in der Gesellschaft, die restlichen Anteile halten die Stadtwerke
Saulgau. Unser erklärtes Ziel ist es ein wirtschaftlich tragfähiges Projekt in
der Region zu realisieren. Für die Realisierung haben sich die Gesellschafter
ein klares finanzielles Limit gesetzt, das sie bereit sind auszugeben, um ein
Projekt zu realisieren.
Zur WKBO:
Die WKBO wurde im Juli 2012 von Stadtwerken aus
der Region Bodensee-Oberschwaben gegründet. Ziel der Gesellschaft ist die Entwicklung
von Windkraftprojekten in der Region. An der WKBO beteiligt sind aktuell die
Technischen Werke Schussental mit 32,5 Prozent, das Stadtwerk am See mit 45
Prozent, das Regionalwerk Bodensee in Tettnang mit 12,5 Prozent sowie die
Stadtwerke Bad Saulgau mit 10 Prozent.