Zur narrativen Arithmetik in Wilhelm Meisters Lehrjahren
Goethes Roman Wilhelm Meisters Lehrjahre, der vielen Generationen als Idealtyp des Bildungsromans erschien, entfaltet, bei genauer Lektüre, seine Dynamik aus der inneren Spannung von Figurendreiecken. Der Vortrag spürt dieser arithmetischen Logik nach, ausgehend von dem das Buch leitmotivisch durchziehenden Bildnis des kranken Königssohnes. Besonderes Augenmerk soll hier einer ergänzenden vierten Figur gelten (im Gemälde von Januarius Zick ist dies der Arzt), die an der triangulären Spannung nicht beteiligt ist, sondern sie beobachtet und moderiert.
Das literarische Werk im kulturwissenschaftlichen Kontext zu lesen und zu deuten, ist ein Forschungsgebiet von mehreren, denen das Interesse von Albrecht Koschorke gilt. Koschorke, der seit 2001 Allgemeine Literaturwissenschaft in Konstanz lehrt, ist 2003 mit dem Leibniz-Preis der Deutschen Forschungsgemeinschaft ausgezeichnet worden.
Bild: JANUARIUS ZICK, „DER KRANKE KÖNIGSSOHN” Museum Wiesbaden