Von Mayas, einem selbsternannten Ritter und dem Londoner Straßenverkehr
Was ist die Wirklichkeit und was ist unsere Wahrnehmung? Und wie wird das, was wir wahrnehmen, zu einer neuen Wirklichkeit? In seinem Roman „Don Quijote de la Mancha“ beschäftigt sich Miguel de Cervantes schon im 17. Jahrhundert ausführlich mit dieser Frage, als er eben den selbsternannten Ritter Don Quijote gegen Windmühlen kämpfen lässt. Der spanische Komponist Ferrer Ferran gibt uns seine musikalische Interpretation des literarischen Klassikers in „En un lugar de la Mancha.“ In vier Sätzen werden Don Quijote, sein Knappe Sancho Panza, die Herzensdame Dulcinea und das Pferd Rocinante wunderbar plastisch für den Zuhörer. Die Musik ist voller Charme, Witz und Spielfreude. Und Windmühlen kommen natürlich auch vor.
Im ersten Teil des Konzertes geht es ebenso um die Vorstellung, die wir von etwas haben und dessen Interpretation und Verarbeitung. In Satoshi Yagisawas „Zentih of the Mayas“ hören wir, wie der Komponist sich die Lebensweise und Rituale dieser zentralamerikanischen Hochkultur vorstellt. Es ist ein Spiel mit Klängen und Rhythmen, für das Ohr der Zuhörerin klingt das manchmal alt bekannt oder überraschend fremd.
Nigel Hess gibt dagegen in „New London Pictures“ eine sehr klare Anleitung zu seiner Vorstellung. Wie in drei Gemälden fangen die einzelnen Sätze das „neue“ London ein. Ein Spaziergang über die futuristische „Millenium- Bridge“, die sich majestätisch über die Themse spannt, wird im ersten
Satz beschrieben. Im 2. Satz unternimmt der Zuhörer eine Fahrt mit dem Riesenrad „London Eye“. Das letzte „Picture“ ist der „Congestion Charge“, der Londoner Stadtmaut, gewidmet und geradezu ein musikalisches Wimmelbild. Die Zuhörerinnen geraten mitten in das Londoner Verkehrschaos aus Autos, Bussen, Radfahrern, Fußgängerinnen… Ein Wechsel von Stop and- Go, Hupen und quietschenden Reifen.