Erinnerungsorte in Ravensburg

Gedenkorte für die Opfer von Krieg und Gewalt

Stolpersteine für Siegfried und Hilda Sondermann. Foto: Stadt Ravensburg
Stolpersteine für Siegfried und Hilda Sondermann. Foto: Stadt Ravensburg

In Ravensburg sind in der Zeit von 1933 bis 1945 mehr als 5.000 Menschen Opfer der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft geworden. In den vergangenen Jahren ist in zahlreichen Publikationen nicht nur die nationalsozialistische Vergangenheit der Stadt grundlegend aufgearbeitet worden.

Gedenkorte zu Krieg und Gewalt in Ravensburg

Gefallene des Ersten Weltkriegs

Am 21. November 2022 wurde eine Gedenktafel zur Erinnerung an die im Ersten Weltkrieg gefallenen Schüler und Lehrer des damaligen Gymnasiums und der Oberrealschule unter den Arkaden des Spohn-Gymnasiums der Öffentlichkeit vorgestellt. Nach einer Begrüßung durch den Ersten Bürgermeister Simon Blümcke, gab die Direktorin des Museum Humpis-Quartier Sabine Mücke eine Einführung in die Ereignisse des Ersten Weltkrieges. Bei der Veranstaltung, die von der Stadt Ravensburg, dem Spohn-Gymnasium und dem Albert-Einstein-Gymnasium getragen wurde, zitierten Schülerinnen und Schüler des Albert-Einstein-Gymnasiums aus den Feldpostbriefen des Ravensburger Gymnasiasten Wilhelm Hohl (1896 - 1918). Hohl hatte sich am 24. August 1914 freiwillig zum Kriegsdienst gemeldet und kam mit 22 Jahren am 12. März 1918 an der Westfront des Krieges in Bantouzelle (Nordfrankreich) ums Leben. Die Veranstaltung wurde von Schülerinnen und Schülern des Spohn-Gymnasiums musikalisch umrahmt.


Der Text der Tafel lautet:

"Gedenktafel 1914-1918
Ehrenmal 1939-1945

Im Ersten Weltkrieg sind 32 Schüler des Gymnasiums (heute Spohn-Gymnasium) sowie zwei Lehrer und 23 Schüler der Oberrealschule (heute Albert-Einstein-Gymnasium) gefallen. Auf Initiative der beiden Schulen und unter Beteiligung der Stadt Ravensburg und zahlreicher Stifter wurde zu ihrem Gedächtnis am 8. Mai 1923 die Gedenktafel oben enthüllt. Der künstlerische Entwurf stammte von den beiden Zeichenlehrern Richard Aich und Karl Knaisch. Die Namen der Gefallenen sind in Stein gemeißelt, die Ornamente und die die Heimat beschützenden Jünglinge direkt auf die Wand aufgemalt.

Im Juli 1968 wurde auf Initiative von Schülern und Eltern der beiden Gymnasien sowie des Trommlerkorps das Ehrenmal für die im Zweiten Weltkrieg gefallenen Schüler und Lehrer der beiden Schulen eingeweiht. Die künstlerische Ausführung mit Darstellung einer geöffneten Hand lag bei Jupp Eisele, dem damaligen Kunstlehrer des Albert-Einstein-Gymnasiums.

Bei dieser Gelegenheit sollte die Gedenktafel für die Gefallenen des Ersten Weltkriegs restauriert und später wieder angebracht werden, was nicht realisiert wurde.

In Gedenken an die gefallenen Schüler und Lehrer des Ersten Weltkriegs wurde auf Initiative des Gemeinderats eine neue Gedenktafel auf Grundlage eines Fotos aus dem Stadtarchiv geschaffen.

Ravensburg 2017"


Erinnerungsort
Erinnerungsort
Erinnerungsort

Gedenkorte für die Opfer der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Ravensburg

Opfer der "Euthanasie"

Denkmal der grauen Busse von Horst Hoheisel und Andreas Knitz, Pforte Zentrum für Psychiatrie Weißenau und "bewegliches" Denkmal, Stadt Ravensburg und Zentrum für Psychiatrie, 2007 (Weingartshofener Str. 2, 88214 Ravensburg-Weißenau)

Denkmal der grauen Busse von Horst Hoheisel und Andreas Knitz

Das 2007 errichtete Denkmal für die Opfer der Euthanasie-Morde besteht aus zwei Betonbussen, die Bezug nehmen auf die grauen Transportbusse der Jahre 1940/41. Dem Denkmal ist das Zitat "Wohin bringt Ihr uns?" eingraviert, die überlieferte Frage eines der Opfer beim Abtransport. Der eine "Graue Bus" steht seit Januar 2007 dauerhaft in der "alten Pforte" des Zentrums für Psychiatrie "Die Weissenau". Der zweite Bus ist als mobiles Denkmal konzipiert, um andernorts an die Verbrechen der Euthanasie-Aktion zu erinnern.


Im Rahmen der Videoreihe "Gedenkstätten zu NS-Verbrechen" ist zum bundesweiten Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus am 27. Januar 2023 als Kooperation des Vereins BodenseeKulturraum mit dem Landratsamt Ravensburg, der Stadt Ravensburg und dem Zentrum für Psychiatrie Südwürttemberg ein Kurzfilm zum Ravensburger Denkmal der grauen Busse entstanden.

Erklärungstafel zum Denkmal der grauen Busse

Das Denkmal der grauen Busse entstand auch in Auseinandersetzung mit der 1983 gesetzten Mahntafel nördlich des Hauptportals der ehemaligen Münsterkirche Weißenau, mit der in gleichem Zuge sowohl die 691 in Grafeneck ermordeten Opfer der "Euthanasie" aus Weißenau als auch die Gefallenen beider Weltkriege aus Weißenau genannt werden (Abteistraße, 88214 Ravensburg-Weißenau).

Mahntafel für die 691 in Grafeneck ermordeten Opfer der "Euthanasie" in Weißenau sowie der Gefallenen beider Weltkriege aus Weißenau
Mahntafel für die 691 in Grafeneck ermordeten Opfer der "Euthanasie" in Weißenau sowie der Gefallenen beider Weltkriege aus Weißenau

Tafel für die Opfer der "Euthanasie" in Liebenau an der Kirche Obereschach (Kirchweg 2, 88214 Ravensburg-Obereschach)

Tafel für die Opfer der "Euthanasie" in Liebenau an der Kirche Obereschach

Ravensburger Juden

Zu Beginn der 1930er Jahre lebten in Ravensburg die acht jüdischen Familien Adler, Erlanger, Harburger, Heimann, Herrmann, Landauer, Rose und Sondermann mit ihren Angestellten. Mit der nationalsozialistischen Machtergreifung 1933 sind auch die Ravensburger Juden diskriminiert, zur Auswanderung gezwungen oder in Konzentrationslagern ermordet worden.

Stele in der Erlanger-Anlage in Burach-Ost zur Erinnerung an die Vertreibung und Ermordung der Ravensburger Juden, 1988 (Am Sonnenbüchel, 88212 Ravensburg)

Stele in der Erlanger-Anlage

„Diese Grünanlage wurde 1990 nach dem jüdischen Agronomen Dr. Ludwig Erlanger (1896-1966) benannt, der von 1924 bis zu seiner erzwungenen Auswanderung nach Palästina im Jahre 1939 hier den Burachhof als Mustergut für Obsterzeugung betrieb. Ab 1933 bildete er jüdische Jugendliche aus, die nach Palästina auswandern wollten. Damit soll zugleich die Erinnerung an alle Ravensburger Juden wach gehalten werden, die zwischen 1933 und 1945 vertrieben und ermordet wurden.“

Ludwig-Erlanger-Anlage
Ludwig-Erlanger-Anlage

Gedenktafel am Beginn und Ende der ehemaligen Judengasse, heute Grüner-Turm-Straße, 1992 (Grüner-Turm-Straße, 88212 Ravensburg)

Gedenktafel am Beginn und Ende der ehemaligen Judengasse

Die Grüner-Turm-Straße hieß seit dem Mittelalter „Judengasse“ (später Judenstraße), weil sich hier bis zur Vertreibung der Juden im Jahr 1429 das jüdische Ghetto befand. Der Straßenname bestand bis 1934. Dann wurde die Straße nach einem Hitlerjungen in „Herbert-Norkus-Straße“ umbenannt, und zwar vor allem deshalb, weil in der benachbarten „Bauhütte“ die Hitler-Jugend untergebracht war, die durch die Judenstraße an- und abmarschierte. Im Mai 1945 erhielt die Straße ihren heutigen Namen.

Straßenschild Grüner-Turm-Straße
Straßenschild Grüner-Turm-Straße

Um die Erinnerung an Vertreibung und Ermordung der Ravensburger Juden lebendig zu erhalten, ist im Jahr 2005 ein Schülerprojekt der Klasse 13 am Welfengymnasium entstanden mit dem Ziel, allen jüdischen Opfern des Nationalsozialismus in Ravensburg einen persönlichen Gedenkstein, einen „Stolperstein“ zu setzen. Dazu wurden von den zwölf Schülerinnen und Schülern auf Grundlage der Akten im Stadtarchiv und der Beiträge von M. Hauser und H. Hörtling in dem Buch „Ravensburg im Dritten Reich“ unter Leitung von Oberstudienrat und Stadtrat Wilfried Krauss und in Zusammenarbeit mit dem Archivpädagogen Oberstudienrat Wolf-Ulrich Strittmatter die persönlichen Einzelschicksale herausgearbeitet und die Texte für die „Stolpersteine“ verfasst. Das Ergebnis bildete eine Liste mit den Namen von 25 jüdischen Ravensburger Bürgern, die jeweils vor ihrem zuletzt selbstständig gewählten Wohnsitz in Ravensburg einen „Stolperstein“ erhielten.

Als Vorbild diente den Schülern das Projekt „Stolpersteine“ des Kölner Künstlers Gunter Demnig, der zur Erinnerung an die Vernichtung und Vertreibung von Juden, Sinti, Roma und anderen Opfern des Nationalsozialismus seit 2003 über 10.000 Stolpersteine in mehr als 200 deutschen Städten verlegt hat. Mit den etwa 12 x 12 cm großen, vor den ehemaligen Wohnhäusern verlegten Messingsteinen hält er die Erinnerung an die Menschen lebendig, die einst dort lebten. Auf den Messingsteinen finden sich die Namen und in Kurzform die persönlichen Schicksale der Opfer. Das Projekt basiert auf Patenschaften für die Herstellung und Verlegung der "Stolpersteine".

Am 3. Juli 2006 stimmte der Gemeinderat, nachdem Gespräche mit den Angehörigen der Opfer und den Hauseigentümern vorausgegangen waren und Stadtrat Krauss durch einen Aufruf in der Schwäbischen Zeitung eine um das Vierfache höhere Übernahme der erforderlichen Patenschaften erreichen konnte, dem Schülerprojekt und der Verlegung der „Stolpersteinen“ zu.

Am 13. September 2006 verlegte Gunter Demnig für die Familien Erlanger am Sonnenbüchel 45, Harburger in der Kirchstraße 11, Landauer am Marienplatz 31 und Rose am Gespinstmarkt 27 sowie für Elsa Finsterhölzl am Marienplatz 17 die ersten 13 Stolpersteine.

 
 
 
 
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Fanny Erlanger, Dr. Ludwig Erlanger, Peter Erlanger, Suse Erlanger, Am Sonnenbüchel 45 Fotos: Stadt Ravensburg

 
 
 
 
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Dr. Fritz Rose, Martha Rose, Helmut Rose, Gespinstmarkt 27

Fotos: Stadt Ravensburg

 
 
 
 
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David Harburger, Rosa Harburger geb. Meyer, Jakob Harburger, Kirchstraße 11 

Fotos:Stadt Ravensburg

 
 
 
 
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Friedrich Landauer, Betty Landauer geb. Uhlfelder, Marienplatz 31 

Fotos: Stadt Ravensburg

 
 
 
 
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Elsa Finsterhölzl geb. Landauer, Marienplatz 17

Fotos: Stadt Ravensburg

Ehrenmedaille der Stadt Ravensburg für Pinchas Erlanger, Shavei Zion, Israel, 2006

Pinchas Erlanger Foto: Daniel Hartmann
Pinchas Erlanger Foto: Daniel Hartmann

Namensgebung Dr.-Ludwig-und-Fanni-Erlanger-Halle durch Bildungszentrum St. Konrad, 2006 (Hegaustr. 25/27, 88212 Ravensburg)

Dr.-Ludwig-und-Fanni-Erlanger-Halle

Dr.-Ludwig-und-Fanni-Erlanger-Halle
Dr. Ludwig und Fanni Erlanger waren von 1925 bis 1939 die Besitzer des Burachhofes. Auf Druck des NS-Regimes musste die jüdische Familie den Hof aufgeben und wanderte unter größten Schwierigkeiten in das damalige Palästina aus. Auf einem Teil des ehemaligen landwirtschaftlichen Betriebs steht heute das Bildungszentrum St. Konrad.

Das Anwesen des Burachhofs umfasste rund 18 Hektar und galt als Mustergut. Die Erlangers spezialisierten sich auf Obstanbau und betrieben mit eigenem und aufgekauftem Obst eine maschinelle Apfelsaftproduktion. Der naturreine Saft, Marke „Bodan“, wurde in ganz Deutschland verkauft.

Nach der „Reichskristallnacht“ am 9. November 1938 wurde Dr. Ludwig Erlanger vorübergehend inhaftiert und gezwungen, den Hof an die Stadt Ravensburg zu verkaufen. Die Familie Erlanger musste das Haus mit dem Pächter teilen und lebte über ein Jahr bis zur Auswanderung Ende November 1939 bedroht und zusammengepfercht in einem Teil des zweiten Stocks.

In der Folgezeit wurde der Burachhof durch Pächter bis 1969 weiter bewirtschaftet. Ein Teil des Areals wurde dann an das Freie Katholische Modellschulwerk e. V. – das heutige Katholische Schulwerk Ravensburg/Weingarten e.V. (Trägerverein) – verkauft und nach dem Abriss des Burachhofs neu bebaut.“


Am 5. Oktober 2007 wurden weitere "Stolpersteine" für die Familien Sondermann, Adler und Hermann verlegt.

"Stolpersteine" für die Familien Sondermann (Kirchstraße 1 und Leonhardstraße 3), Adler (Marienplatz 61) und Hermann (Sonnenbüchel 1)

 
 
 
 
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Siegfried Sondermann, Hilda Sondermann geb. Weil, Kirchstraße 1

Fotos: Stadt Ravensburg

 
 
 
 
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Gustav Adler, Lotte Adler geb. Stern, Hannelore Adler, Brigitte Adler, Marienplatz 61

Fotos: Stadt Ravensburg

 
 
 
 
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Siegfried Sondermann, Hilda Sondermann geb. Weil, Kurt Sondermann, Hans Sondermann, Rolf Sondermann, Leonhardstraße 3. Fotos: Stadt Ravensburg

 
 
 
 
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Josef und Ludwig Hermann, Sonnenbüchel 1. Josef Hermann war der Großvater des Ehrenmedaillenträgers der Stadt Ravensburg Pinchas Erlanger.

Fotos: Stadt Ravensburg

Gedenktafel "Arisierung" am Gebäude Marienplatz 30 / Kirchstraße 1, zusammen mit Denkstättenkuratorium Oberschwaben, 2013

Gedenktafel "Arisierung" jüdischer Geschäfte

Die Inhaber der vier großen jüdischen Kaufhäuser am Marienplatz, Knopf, Merkur, Landauer und Wallersteiner, sind zwischen 1935 und 1938 auf Druck und durch Schikane der Nationalsozialisten gezwungen worden, ihr Eigentum völlig unter Wert an nicht-jüdische Kaufleute zu veräußern. An dieses den jüdischen Kaufleuten zugefügte Unrecht, von den Nationalsozialisten als "Arisierung" bezeichnet, erinnert eine Erinnerungstafel am ehemaligen jüdischen Schuhhaus Sondermann in der Kirchstraße 1 / Marienplatz 30.

Gedenktafel für Pinchas Erlanger am "Baum der Versöhnung", Spohn-Gymnasium Ravensburg

Gedenktafel am Baum der Versöhnung. Eingeweiht am 3. Juli 2018 auf Initiative des Spohn-Gymnasiums; ermöglicht durch den Förderverein "Freunde des Spohngymnasiums"  Foto: Ursula Wolf
Gedenktafel am Baum der Versöhnung. Eingeweiht am 3. Juli 2018 auf Initiative des Spohn-Gymnasiums; ermöglicht durch den Förderverein "Freunde des Spohngymnasiums" Foto: Ursula Wolf

Ravensburger Sinti

Aus rassischen Gründen verfolgt wurden auch die Ravensburger Sinti, die als Hausierer und Altwarenhändler schon lange in Oberschwaben heimisch waren. Die rund 100 Sinti wurden im November 1937 im „Zigeunerlager“ Ummenwinkel, das aus 14 Baracken bestand und zur besseren Kontrolle von einem Stacheldrahtzaun umgeben war, gettoisiert und schikaniert. Im März 1943 wurden 35 Männer, Frauen und Kinder in das Konzentrationslager Auschwitz deportiert, 29 Ravensburger Sinti wurden dort ermordet.

Mahnmal zur Erinnerung an die 29 im Konzentrationslager Auschwitz ermordeten Ravensburger Sinti bei der Jodokskirche, 1999 (Eisenbahnstraße 25)

Mahnmal bei der Jodokskirche

„Zum Gedenken an die 29 Ravensburger Sinti, die am 13. März 1943 in das Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau deportiert und in den Jahren 1943 und 1944 ermordet wurden. Sie alle waren Bürgerinnen und Bürger der Stadt Ravensburg und gehörten zur Pfarrgemeinde Sankt Jodok. Albert Guttenberger *1919, Johann Guttenberger *1923, Emilie Guttenberger *1924, Tassilo Guttenberger *1942, Marie Johann *1867, Ludwig Reinhardt *1878, Johanna Reinhardt *1879, Salomea Reinhardt *1880, Magdalena Reinhardt *1898, August Reinhardt *1916, Anton Reinhardt *1920, Karl Reinhardt *1920, Johann Reinhardt *1922, Johanna Reinhardt *1922, Johanna Reinhardt *1925, Heinz Reinhardt *1931, Anna Reinhardt *1933, Rosa Reinhardt *1939, Anita Reinhardt *1940, Natalie Reinhardt *1941, Irmela Reinhardt *1942, Kreszentia Schneck *1860, Anna Schneck *1907, Mathilde Schneck *1925, Hyacintha Schneck *1926, Ewald Schneck *1927, Roman Schneck *1928, Edmund Schneck *1929, Waltraud Schneck *1931“

Zwangsarbeiter

1941-1946 Gräber von Zwangsarbeitern auf dem Ravensburger Hauptfriedhof (Friedhofstraße 37)

Gräber von Zwangsarbeitern auf dem Ravensburger Hauptfriedhof

Die miserablen Zustände insbesondere in den großen Zwangsarbeiterunterkünften führten vor allem im Winter zu schweren Erkrankungen. Unter den 66 "Ausländern", die zwischen 1941 und Ende August 1946 in Ravensburg verstarben, befanden sich circa 37 bis 42 Zwangsarbeiter. Bei 14 bis 19 Personen davon handelte es sich vermutlich um deren Kinder.

Gräber von Zwangsarbeitern auf dem Hauptfriedhof

Entschädigungs-Fonds für die bei der Stadt Ravensburg tätigen 71 Zwangsarbeiter, 2000

Zwangsarbeiterlager, Ziegelstraße 16

Während des Zweiten Weltkrieges arbeiteten annähernd 3600 Zwangsarbeiter in Ravensburg in insgesamt 86 Fabriken, Handwerksbetrieben, bei der Stadtverwaltung und in der Landwirtschaft. Die meisten stammten aus Russland, Polen oder Frankreich. Die Gruppe der Zwangsarbeiter setzte sich aus Kriegsgefangenen und zivilen ausländischen Arbeitern zusammen. Das größte Zwangsarbeiterlager wurde in einer ehemaligen Schreinerwerkstatt, in der Ziegelstraße 16 eingerichtet. Hier waren zeitweise 125 französische Kriegsgefangene untergebracht, seit 1942 diente das Lager zur Unterbringung von 150 russischen Kriegsgefangenen, die als Zwangsarbeiter eingesetzt wurden. Das Lager befand sich in einem vernachlässigten Zustand, die sanitären und klimatischen Verhältnisse waren katastrophal, so dass es häufig zu Erkrankungen unter den Zwangsarbeitern kam.

Katholischer Widerstand

Gedenktafel für Erzabt Dr. Raphael Walzer OSB in der Herrenstraße 38 zusammen mit dem Kloster Beuron, 2003

Dr. Raphael Walzer OSB, Erzabt von Beuron
Am 27. März 1888 wurde Josef Walzer als erstes Kind des Schreiners Peter Walzer und seiner Frau Theresia in Ravensburg geboren. In der Herrenstraße 38, dem einstmaligen katholischen Gesellenhaus, verbrachte er seine Kindheit und Jugend. Als gelehrter Benediktinermönch P. Raphael (Dr. phil., Dr. theol.) und seit 1918 als Erzabt von Beuron hatte er bis 1935 ein großes und erfolgreiches Wirkungsfeld. Er gehörte zu den bedeutendsten Männern des deutschen Katholizismus. Unter anderem besiedelte er das Kloster Weingarten (1922) und das Kloster Kellenried bei Berg (1924).

Eine geistliche Freundschaft verband ihn mit Edith Stein, der Hl. Theresia Benedikta vom Kreuz. 1937 wurde er von den Nationalsozialisten in die Emigration getrieben und gründete 1943 in Rivet (Algerien) ein Theologieseminar für deutsche Kriegsgefangene. Nach dem Zweiten Weltkrieg baute er in Tlemcen (Algerien) ein Benediktinerkloster auf. Er starb am 19. Juli 1966 in Heidelberg. Sein Grab befindet sich in der Krypta der Erzabtei Beuron.

Politisch verfolgte Ravensburger

Gedenktafel für elf politisch verfolgte Ravensburger Kommunalpolitiker, Rathaus Ravensburg, 2015 (Marienplatz 26)

Gedenktafel für poltisch verfolgte Ravensburger Kommunalpolitiker

Die Stadt Ravensburg gedenkt
Karl Friedrich August Beese, SPD; Anton Josef Huber, Zentrum; Hugo Gustav Jabs, KPD; Heinrich Matthiesen, SPD, Stadtrat; August Karl Paulke, KPD; Maximilian Pfau, KPD; Johann Schiessl, KPD; Walter Maria Sprinz, parteilos; Ernst Karl Steinbach, KPD; Hermann Stotz, KPD, Stadtrat; Wilhelm Hermann Weigold, KPD.

Aufgrund ihrer politischen Überzeugung wurden sie 1933 von den NS-Machthabern in den Konzentrationslagern Heuberg und Kuhberg inhaftiert, diskriminiert und schikaniert.

Die beiden Stadträte Heinrich Matthiesen (SPD) und Hermann Stotz (KPD) sowie weitere demokratisch gewählte Stadträtinnen und Stadträte wurden zudem aufgrund des "Ermächtigungsgesetzes" vom 14. März 1933 und durch das "Gesetz zur Gleichschaltung der Länder mit dem Reich" vom 31. März 1933 aus ihren Ämtern vertrieben und durch NSDAP-Mitglieder ersetzt.

Gefängnis Rotes Haus, Herrenstraße 43

Menschen, die politischen Widerstand gegen das NS-Regime geleistet hatten, wurden im städtischen Gefängnis, dem so genannten "Roten Haus" inhaftiert. Die inzwischen abgerissene Strafvollzugsanstalt am Schellenberger Turm wurde zu einem Symbol des NS-Unrechtstaates. Widerstand leisteten vor allem politisch linke Gruppierungen sowie die Kirchen. Von der Machtergreifung bis zum Ausbruch des Zweiten Weltkriegs sind hier 35 politisch bedingte Verhaftungen nachweisbar.

Städtisches Gefängnis im Roten Haus in der Herrenstraße

Zwangssterilisation

Gedenktafel für die 602 im Städtischen Krankenhaus zwangssterilisierten Menschen, Heilig-Geist-Spital Ravensburg, zusammen mit Denkstättenkuratorium Oberschwaben, 2015, Bachstraße 57

Gedenktafel zur Zwangssterilisation

Im städtischen Krankenhaus, dem heutigen Heilig-Geist-Spital, wurden seit April 1934 Zwangssterilisationen nach dem "Gesetz zur Verhütung erbkranken Nachwuses" vorgenommen. Von den sterilisierten Personen waren ein Großteil Patienten der Heilanstalt Weißenau, dem Gertrudisheim Rosenharz und der Taubstummenanstalt Wilhelmsdorf. Aus den Anstalten wurden vorwiegend Schizophrene und "Schwachsinnige" in das städtische Spital überwiesen. Die jüngsten Opfer waren ein 13 Jahre altes Mädchen und ein zwölfjähriger Junge. Die Durchführung der Sterilisationen nahm ein solches Ausmaß an, dass sie 1936 der häufigste chirurgische Eingriff im Städtischen Krankenhaus waren.

Stand: 7/2017 Stadtarchiv Ravensburg (Prof. Dr. Andreas Schmauder)
Fotos: Stadtarchiv Ravensburg: Sarah Bongermino.
Foto Pinchas Erlanger: Daniel Hartmann.

Gedenkorte zu den Tätern der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Ravensburg

Gedenkort Hindenburgplatz

Paul von Hindenburg (1847-1934), deutscher Militär und Politiker

Gedenkort Hindenburgplatz, Kreuzung Hindenburgstraße/Lortzingstraße
Gedenkort Hindenburgplatz, Kreuzung Hindenburgstraße/Lortzingstraße

Zu Beginn des Ersten Weltkriegs im August 1914 wurde bei Tannenberg (Ostpreußen) unter seinem Kommando und dem seines Stabschefs Ludendorff die 2. Russische Armee geschlagen. Die daraufhin vom Kaiserreich initiierte propagandistische Erhöhung des Schlachtenerfolgs schuf einen Hindenburg-Mythos, der die Kriegsniederlage überlebte und von generationenübergreifender Dauer war. 1916 wurde Hindenburg zusammen mit Ludendorff zum Chef der Obersten Heeresleitung (OHL) ernannt und damit zum höchsten verantwortlichen deutschen Offizier des Ersten Weltkriegs. Nach der militärischen Kapitulation 1918 initiierten führende Vertreter der OHL mit der Dolchstoßlegende eine Verschwörungstheorie, die die Weimarer Republik schädigte, die Militaristen stärkte und sich zu einer Brücke zwischen den konservativ-bürgerlichen Teilen der Bevölkerung und den Nationalsozialisten entwickelte.

1925 wurde Hindenburg in direkter Wahl zum Reichspräsidenten der Weimarer Republik gewählt. Mit der Entlassung des Reichskanzlers Brüning 1932 durch Hindenburg begann eine autoritäre, offen antiparlamentarische Phase. Am 30. Januar 1933 ernannte Hindenburg Adolf Hitler zum Reichskanzler, am 1. Februar löste er den Reichstag auf, erließ die beiden Verordnungen "zum Schutze des deutschen Volkes" und "zum Schutze von Volk und Staat" und stimmte im März 1933 dem Ermächtigungsgesetz zu. Damit war er einer der Wegbereiter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft. Im August 1934 starb Hindenburg und wurde im Denkmal der Schlacht von Tannenberg beigesetzt. Hindenburg war Militarist und eine Unglücksgestalt der deutschen Geschichte.

1916 wurde von der Stadt Ravensburg zu Ehren Hindenburgs ein von der Familie Spohn gestifteter Gedenkstein errichtet. 1928 erhielt der Feldweg Nr. 166, die heutige Lortzingstraße, auf Beschluss des Gemeinderats den Namen Hindenburgstraße. 1934 wurde die bedeutendere Weißenauerstraße in Hindenburgstraße umbenannt.

Gedenkort Seestraße 32: Sitz der Kreisleitung der NSDAP

Gedenktafel Seestraße 32

"1895 durch die Industriellen-Familien Keppeler-Pomer errichtet. 1933 von der Stadt Ravensburg erworben. Seit 1937 Sitz der Kreisleitung der NSDAP. 1938 Ausbau zum "Hauptquartier" der NSDAP in Ravensburg mit Sitz der örtlichen Hitlerjugend (HJ) und des Bundes Deutscher Mädel (BDM) im rückwärtigen Neubau Seestraße 32/1. Für die Opfer des Nationalsozialismus ist das Gebäude Symbol der Schreckensherrschaft der NSDAP in Ravensburg. In der Nachkriegszeit zunächst Vermietung an Privatpersonen, später bis 2015 Sitz des Baudezernats der Stadt."

Gebäude Seestraße 32: Symbol der Schreckensherrschaft der NSDAP
Gebäude Seestraße 32: Symbol der Schreckensherrschaft der NSDAP

Gedenkbuch für die Opfer der "Euthanasie" in Ravensburg

Während der nationalsozialistischen Herrschaft in Deutschland und Osteuropa sind weit über 300.000 behinderte und psychisch kranke Menschen systematisch deportiert und umgebracht worden. Nach derzeitigem Forschungsstand hat alleine die oft auch als „Euthanasie“ bezeichnete „Aktion T4“ circa 70.000 Menschen das Leben gekostet. Die „grauen Busse“, mit denen die Menschen aus den Anstalten abgeholt worden sind, gelten heute als Symbol für dieses planmäßig durchgeführte Verbrechen.


Auch Menschen aus dem heutigen Landkreis Ravensburg wurden damals ermordet, weil sie eine körperliche oder geistige Behinderung hatten oder psychisch krank waren. Heute sind die Namen von 109 Bürgern bekannt, die ursprünglich in den Städten und Orten des heutigen Kreisgebiets Ravensburg lebten und von hier aus interniert, deportiert und schließlich umgebracht wurden. Viele von ihnen wurden in die Tötungsanstalt Grafeneck gebracht. Die Stadt Ravensburg selbst hat nach bisherigen Recherchen 24 Opfer zu beklagen, die von den damaligen Anstalten Weißenau (10) und Liebenau (14) mit den Grauen Bussen abgeholt wurden. Von den meisten dieser Menschen weiß man bisher aber nicht viel. Von einigen Opfern sind erhaltene Krankenakten im Bundesarchiv Berlin recherchiert und dokumentiert worden.

Datei der Opfer der „Euthanasie“ in Ravensburg

Diese Datei erfasst die Namen aller derzeit bekannten Personen, die in Ravensburg geboren wurden oder dort zuletzt gelebt haben, bevor sie in Anstalten für Behinderte oder psychisch Kranke aufgenommen und schließlich im Rahmen der NS-„Euthanasie“ umgebracht worden sind. Da es sich um ein andauerndes Forschungsprojekt handelt, sind Fehler und Unvollständigkeiten zu erwarten. Für Hinweise auf Fehler im Detail sind wir dankbar.


Im Vorfeld der Veröffentlichung dieser Namensliste der Opfer haben die Bearbeitenden versucht, nach heutigen Angehörigen zu recherchieren (Geburtsregister, Telefonbücher etc.) – dies war bislang, außer bei einer Betroffenen, vergeblich. Wir veröffentlichen hier die Namen mit dem Ziel, dass Angehörige und Bekannte sich melden und uns Dokumente zur Verfügung stellen, um den Opfer wieder ein Stück Identität geben zu können.


Sofern Nachfahren der Opfer, die den Bearbeitenden der Datei bislang nicht bekannt waren, eine Löschung des Namens wünschen, wird dies selbstverständlich sofort umgesetzt bzw. eine Pseudonymisierung vorgenommen.

Im Rahmen der "Euthanasie-Aktion T4" wurden aus der damaligen Heil- und Pflegeanstalt Weißenau zwischen Mai und Dezember 1940 mindestens 677 Patienten in die Vernichtungsanstalt Grafeneck auf der Schwäbischen Alb deportiert. Die als "lebensunwert" eingestuften Opfer wurden in grauen Bussen und für jedermann sichtbar abtransportiert. Im März 1941 erfolgte ein weiterer Transport von 14 Patienten aus Weißenau zur Tötung nach Weinsberg.

Rudolf Angele

geboren am 16.05.1904
Einrichtung: Weissenau ab 13.02.1933

Datum der Verlegung: 10.06.1940 nach Grafeneck

Sterbedatum und Todesort: 10.06.1940 in Grafeneck

Akte im Bundesarchiv: ja

Rudolf Angele wurde im Alter von 26 Jahren am 15.4.1931 in die Heilanstalt Weißenau aufgenommen. Aufgewachsen ist er in Ravensburg, dort hatte er auch seinen letzten Wohnsitz, geboren ist er in Munderkingen am 16.5.1904. Sein Vater war Oberlehrer in Ravensburg, zum Aufnahmezeitpunkt des Sohnes war er pensioniert. Eingangs der Krankengeschichte ist ein „ärztliches Aufnahmezeugnis des Dr. Schröder in Ravensburg vom 30.12.1930 / 14.4.1931“ wiedergegeben. Dort heißt es, dass er sich als Kind normal entwickelt habe, der Beginn seiner „geistigen Störung reicht auf das Jahr 1923 zurück“. Berufsbiographisch wird dann geschrieben, dass er zu diesem Zeitpunkt bei der Gewerbebank Biberach als Lehrling angestellt war, „bekam dort Angstgefühle und klagte häufig über Kopfweh. 1924 kam er in eine Bank nach Pfullendorf, wo er dann abgebaut (sic!) wurde. In der Folgezeit war er erwerbslos, bis er 1925 in der Parkettfabrik in Ravensburg eingestellt wurde. Dort soll er nach einiger Zeit durch die Schuld eines anderen Angestellten seine Stelle verloren haben (??)“. Danach arbeitet er jeweils für kurze Zeit im städtischen Gaswerk, bei der Oberamtssparkasse in Ravensburg, als „Notstandsarbeiter“ und als „Erdarbeiter“. „Wenn ihm etwas nicht passte, ging er einfach von der Arbeit weg und legte sich zu Hause ins Bett“.


Anfang 1930 lernte er ein Mädchen kennen, „bekam aber mit dessen Angehörigen Differenzen, weil er behauptete, das Mädchen hätte bereits ein Kind von einem anderen“. Er wurde von diesen verklagt und erhielt „150 M Geldstrafe“. Am 27.5.1930 ging Herr Angele dann zu dem hier zitierten Dr. Schröder in die Sprechstunde und klagte über Angstgefühle, Zwangszustände, fühle sich beobachtet etc. Eine gewünschte Bescheinigung, dass er arbeitsunfähig sei, wurde ihm verweigert. Dr. Schröder hielt ihn für „anstaltsbehandlungsbedürftig“. Der Vater bringt ihn schließlich im April 1931 in die Anstalt.


Die aufnehmende Abteilung beschreibt ihn als „ruhig, geordnet, besorgt sich selbst, wenig Verkehr mit seiner Umgebung“. Bereits nach wenigen Tagen hilft er „eifrig bei den Erntearbeiten mit“. Ende Mai 1931 wird notiert: „Hat selbst das Gefühl, dass ihm der Aufenthalt gut bekomme und dass er ruhiger geworden sei“. Im Juni wird er vom Vater abgeholt und „nach Hause beurlaubt“. Zwei Jahre später kommt er erneut zur Aufnahme, er hatte keine Arbeit gefunden und immer die gleichen Beschwerden gehabt, insbesondere Angstgefühle. Sein Verhalten nach der Aufnahme: „Ruhig, besorgt sich selbst. Sehr misstrauisch, einsilbig.“ Monate später wird notiert, dass er häufig gereizt sei, sich über das Essen beschwere, das Personal beschimpfe und seine Entlassung fordere. Sein Vater und seine Schwester besuchen ihn regelmäßig. Anfang 1934 wird geschrieben dass er „wieder zugänglicher“ sei. In diesem Jahr stirbt sein Vater, seine Reaktion darauf ist nicht beschrieben. Ab 1937 wird berichtet, dass er „sehr fleißig im Torfschuppen mitarbeitet“ und dass er immer wieder „schauerliche Mordgeschichten erzählt“. Die Einträge werden dann immer seltener – „keine Änderung“. Der letzte Eintrag am 20.2.1940: „Guter Ernährungszustand“. Am Schluss der Akte liegt ein Brief bei, den er im August 1939 an ein „Fräulein Neugebauer“ geschrieben hatte, zum großen Teil ist dieser mit Wasserflecken überzogen. Am Schluss schreibt er „Dein Liebling Rudolf Angele, Kranker“. Am 10.6.1940 wird er mit 69 Anderen Opfern in Weißenau von einem der „Grauen Busse“ abgeholt und am selben Tag in Grafeneck getötet. In einem Aktenkonvolut des Verwaltungsarchivs des ZfP Südwürttemberg/Weißenau mit Briefen von Angehörigen ist ein Schreiben des Bruders von Rudolf Angele zu finden, der am 1.7.1940 aus Stuttgart Degerloch an die „Direktion der Heilanstalt Weißenau“ schreibt: „Von der Landes-Pflegeanstalt Grafeneck erhielt ich am 21. Juni zu meiner größten Bestürzung ein Schreiben, worin mir mitgeteilt wurde, dass mein Bruder Rudolf unerwartet dort verschieden und bereits eingeäschert sei. Vor ca. 3 Wochen (am 9. Juni) besuchte noch meine Schwester ihn in Weißenau und fand ihn körperlich unverändert vor. Es befremdet mich sehr, dass weder von seinem Abgang dort, noch von seinem neuen Aufenthaltsort, sowie von seiner plötzlichen Erkrankung von keiner Seite irgend welche Mitteilung gemacht wurde“.


Die Direktion antwortete am 5.7.1940, dass die Anstalt „von dem Ziel des Transportes nicht unterrichtet“ wurde, dieses sei vom Innenministerium festgelegt worden. Das „Befinden Rudolfs war in den letzten Wochen seines Hierseins öfter gestört, woran er gestorben ist, weiß ich nicht. Med.-Rat“ (unleserliche Unterschrift).


Quelle: Paul-Otto Schmidt-Michel, "Euthanasie'"-Opfer der "Aktion-T4" aus den Städten Ravensburg und Weingarten - Dokumentation erhaltener Krankenakten im Bundesarchiv in Berlin". In: Im Oberland, 1, 2018.

Wilhelm Dangelmaier

geboren am 20.06.1898
Einrichtung: Weissenau ab 23.08.1929

Datum der Verlegung: 22.08.1940 nach Grafeneck

Sterbedatum und Todesort: 22.08.1940 in Grafeneck

Akte im Bundesarchiv: nein

Alois Ebert

geboren am 20.02.1892
Einrichtung: Liebenau ab 1935

Datum der Verlegung: 02.10.1940 nach Grafeneck

Sterbedatum und Todesort: 02.10.1940 in Grafeneck

Akte im Bundesarchiv: ja

Otto Eder

geboren am 14.12.1884   
Einrichtung: Weissenau ab 28.04.1924

Datum der Verlegung: 28.08.1940 nach Grafeneck

Sterbedatum und Todesort: 28.08.1940 in Grafeneck

Akte im Bundesarchiv: ja

Otto Eder, am 14.12.1884 in Ravensburg geboren, wurde am 28.4.1924 in die Anstalt Weißenau aufgenommen. Sein damaliger Wohnsitz war in Stuttgart, er war dort verheiratet und mit seiner Frau Elsa, geb. Henkel, hatte er vier Kinder. Von Beruf war er Kaufmann. Hintergrund seiner Hospitalisierung war ein Banküberfall auf die württembergische Vereinsbank in Stuttgart am 1.9.1923, wo er Bankangestellter war. Bei diesem Überfall erhielt er einen Schlag von einem der Täter (die nicht gefasst wurden, trotz Ausschreibung von 3.000 Goldmark) auf den Kopf, in dessen Folge er vier Wochen bewusstlos war. Nach seiner Entlassung aus dem Krankenhaus hatte sich sein Wesen verändert, er hatte keine Energie mehr, wurde interesselos, vernachlässigte seine Hygiene, ging nicht mehr zur Arbeit und bedrohte Frau und Kinder. Daraufhin wurde er im Bürgerhospital Stuttgart aufgenommen und nach einigen Monaten nach Weißenau verlegt.


Im Aufnahmebefund wird seine schulische und berufliche Biographie kurz geschildert. Er besuchte zunächst die Volksschule in Ravensburg,  dann die Realschule – auf Grund einer Rückgratverkrümmung und der folgenden  Gipsbettbehandlung konnte er ein Jahr nicht mehr zur Schule gehen und ging danach auf die Volksschule zurück. Nach der Schule erfolgte eine Ausbildung zum Kaufmann, seine erste Anstellung war danach in der Maschinenfabrik in Weingarten „als Correspondent“. 1905 wechselte er zunächst nach Reutlingen in eine Nähmaschinenfabrik, 1914 dann zu Daimler in Untertürkheim und schließlich 1921 in die württembergische Vereinsbank Stuttgart.


Diagnostiziert wird in Weißenau „Hirntrauma“. Auf der aufnehmenden Station wird er als freundlich und geordnet beschrieben, er habe eine „kindliche Ängstlichkeit“, halte sich für gesund und füge sich in die Hausordnung. Er bleibt ununterbrochen bis 1940 in der Anstalt Weißenau. In diesen 16 Jahren ändert sich sein Verhalten wenig, er bleibt „stets für sich“, schläft viel auch tagsüber, „ab und zu schimpft er über seinen Anstaltsaufenthalt, über das Essen, die Abteilung, die Pfleger und Ärzte, sonst ruhig“. Das Personal versucht, ihn stets zu einer Arbeit in der Anstalt zu motivieren, was er viele Jahre verweigert. Schließlich, im Mai  1931 heißt es: „Rückt neuerdings mit der Karrengruppe aus – das Ausrücken bekommt ihm sichtlich gut“. Jedoch bereits im Juni 1931 interveniert seine in Ravensburg lebende Mutter: „Auf Wunsch der unverständigen Mutter unterbleibt das Ausrücken“. Erst 1937 beginnt er „bei den Hausarbeiten mitzuhelfen“. Über die ganzen Jahre heißt es immer wieder „besorgt sich selbst, still für sich, ruhig, geordnet“. In den ersten Jahren weichen nur zwei Einträge davon ab, in denen er „den Kommunismus hochleben läßt“ und „die Internationale singt“. Zu seinen Angehörigen scheint er auf Distanz gegangen zu sein. Ab 1925 und danach wird immer wieder eingetragen, dass er nicht dazu zu bewegen sei, seiner Frau und seinen Kindern Briefe zu schreiben. 1926 steht geschrieben: „Hat in letzter Zeit seine Angehörigen, Schwester und Mutter, beschimpft“. Außer dem oben zitierten Arbeitsverbot der Mutter ist mehr zu den Besuchen der Angehörigen nicht zu erfahren. Ab 1937 gibt es in der Krankengeschichte kaum  mehr Einträge, sie reduzieren sich auf „selbstständig, lächelt still vor sich hin“ und der letzte Eintrag am 16.3.1940 heißt „ruhig, geordnet“. Otto Eder wird am 28.8.1940 mit 75 anderen
Opfern von einem der grauen Busse in Weißenau abgeholt und am selben Tag in Grafeneck ermordet.


Quelle: Paul-Otto Schmidt-Michel, "Euthanasie'"-Opfer der "Aktion-T4" aus den Städten Ravensburg und Weingarten - Dokumentation erhaltener Krankenakten im Bundesarchiv in Berlin". In: Im Oberland, 1, 2018.

Karl Giring

geboren am 11.03.1877   
Einrichtung: Liebenau ab 1934

Datum der Verlegung: 02.10.1940 nach Grafeneck

Sterbedatum und Todesort: 02.10.1940 in Grafeneck

Akte im Bundesarchiv: nein

Josefine Haller

geboren am 13.12.1905
Einrichtung: Weissenau ab 02.03.1937

Datum der Verlegung: 03.10.1940 nach Grafeneck

Sterbedatum und Todesort: 03.10.1940 in Grafeneck

Akte im Bundesarchiv: nein

Josefa Hirscher

geboren am 10.06.1896
Einrichtung: Liebenau ab 1935

Datum der Verlegung: 13.08.1940 Z nach Grafeneck

Sterbedatum und Todesort: 30.08.1940 in Grafeneck

Akte im Bundesarchiv: ja

Paul Hofmann

geboren am 25.01.1932
Einrichtung: Liebenau ab 1938

Datum der Verlegung: 30.08.1940 nach Grafeneck

Sterbedatum und Todesort: 24.09.1940 in Grafeneck

Akte im Bundesarchiv: ja

Adolf Hund

geboren am 07.02.1877
Einrichtung: Weissenau ab 13.09.1913

Datum der Verlegung: 13.09.1940 nach Grafeneck

Sterbedatum und Todesort: 13.09.1940 in Grafeneck

Akte im Bundesarchiv: ja

Adolf Hund am 7.2.1877 in Ravensburg geboren, wurde am 12.9.1919 in die Heilanstalt Weißenau aufgenommen. Er hatte drei Geschwister, Vater und Mutter waren bei seiner Aufnahme bereits verstorben. Biographisch wird in der Akte beschrieben, dass er nach Abschluss der Volksschule eine Lehre als Kellner in Weingarten absolvierte und danach in der Schweiz, in Italien, Frankreich und England als Kellner gearbeitet hat. 1897 bis 1899 leistete er „aktiven Wehrdienst“ in Weingarten. In England erkrankte er 1902 an einer bakteriellen Infektion, konnte aber weiter arbeiten. 1911 unterzog er sich einer Behandlung der Infektion mit Salvarsan in Tübingen. Am 7.7.1915 wurde er zum Heeresdienst eingezogen, im November 1917 wegen des Verdachts der anhaltenden Infektion für zwei Wochen zur Beobachtung nach Weißenau geschickt und dort für wehruntauglich erklärt. Ab Dezember 1917 bis zum 7.1.1919 arbeitete er bei einem Gärtner in Weingarten. Während dieser Zeit fühlte er sich meist müde, hatte Schwindel und Magenbeschwerden und war „reizbar“. Bei der Aufnahme in Weißenau wurde eine Infektion des Gehirns diagnostiziert. Nach der Aufnahme lautet der erste Eintrag: „Hält sich geordnet, bleibt für sich. Arbeitskraft […] sehr gut“. Bis 1925 wiederholen sich diese kurzen Beschreibungen seines Verhaltens und es wird betont, dass „er gut gehen kann“ und sein Gedächtnis gut sei. Ab 1925 lehnt er über Jahre hin weg jegliche Arbeit ab: „Arbeitet nicht, raucht den ganzen Tag, will in Ruhe gelassen sein, ablehnend zum Arzt“. Im Juli 1928 wird erwähnt, dass seine Schwester ihm „Geld aus der Schweiz“ geschickt habe und er sich darüber ärgere, dass er „über das Geld nicht selbst verfügen kann“. Ab 1932 häufen sich die Einträge, dass er seine Entlassung einfordert und sich erregt zeigt, wenn diese abgelehnt wird. Erst Ende der 1930er Jahre wird häufig erwähnt, dass er regelmäßig „Besuch seiner Angehörigen“ erhält, mit diesen jedoch streitet – über was, wird nicht gesagt. In den letzten beiden Einträgen (10.10.1939 und 15.3.1940) wird geschrieben: „Schaut meist zum Fenster hinaus, hat kein Kontakt mit den Anderen, liest manchmal die Zeitung, arbeitet nichts, besorgt sich selbst“. Adolf Hund wird am 28.8.1940 zusammen mit weiteren 75 Männern und Frauen in Weißenau abgeholt und in Grafeneck getötet.


Quelle: Paul-Otto Schmidt-Michel, "Euthanasie'"-Opfer der "Aktion-T4" aus den Städten Ravensburg und Weingarten - Dokumentation erhaltener Krankenakten im Bundesarchiv in Berlin". In: Im Oberland, 1, 2018.

Kreszentia Huchler

geboren am 03.07.1917
Einrichtung: Liebenau ab 1925

Datum der Verlegung: 02.07.1940 S nach Grafeneck

Sterbedatum und Todesort: 29.07.1940 in Grafeneck

Akte im Bundesarchiv: nein

Anna Maria Jauz

geboren am 01.04.1888  
Einrichtung: Liebenau ab 1925

Datum der Verlegung: 02.10.1940 nach Grafeneck

Sterbedatum und Todesort: 02.10.1940 in Grafeneck

Akte im Bundesarchiv: nein

Johannes Kaspar

geboren am 21.04.1898  
Einrichtung: Weissenau ab 19.12.1925

Datum der Verlegung: 27.05.1940 nach Grafeneck

Sterbedatum und Todesort: 27.05.1940 in Grafeneck

Akte im Bundesarchiv: ja

Johannes Kaspar 11 wurde am 2.4.1898 in Ravensburg geboren und am 19.12. 1925 in der Heilanstalt Weißenau aufgenommen. Zur „Vorgeschichte nach Angaben des Patienten“ wird geschrieben, dass er als Kind mit sieben Jahren eine Hirnhautentzündung hatte, in der Schule leicht gelernt habe und ab seinem 14. Lebensjahre etwa alle vier Wochen einen epileptischen Anfall hatte. Sein Vater ist von Beruf Bürstenmacher in Weingarten (Pinselfabrik), die Mutter ist früh an „Schwindsucht“ verstorben. Er hat einen 7 Jahre jüngeren Bruder, der das Gipserhandwerk gelernt hat. Nach der Schule hat er eine Lehre als Maschinenschlosser abgeschlossen und dann ab 1917 in der Maschinenfabrik Weingarten gearbeitet. 1924 sei ihm wegen seiner Anfälle gekündigt worden; ein Arbeitsversuch in einer Gießerei sei gescheitert, da er nach acht Tagen wieder einen Anfall bekommen habe. Wenige Wochen sei er dann „im Bruderhaus“ mit Bromsalz behandelt worden, jedoch ohne Besserung.


Weshalb er jetzt nach Weißenau gekommen sei wisse er nicht, Sanitäter haben ihn hierher gebracht. Er bleibt bis 1940 in der Anstalt. Die ersten Verlaufseintragungen lauten: „Besorgt
sich selbst, macht Spiele mit den Anderen, freundlich, neigt zum spotten, immer wieder unzufrieden“. Anfang 1927: „Versucht fleißige Ausrücker von der Arbeit abzuhalten“. Seine ca. wöchentlichen Krampfanfälle werden trotz Einnahme von Barbiturat nicht weniger. 1928 macht er einen Arbeitsversuch als Gartenarbeiter, der nach vier Wochen wieder abgebrochen wird. Danach erleidet er einen „Verwirrtheitszustand“ und „glaubt sterben zu müssen, möchte dass man die Angehörigen ruft“. 1929 steht geschrieben „liest viel, rückt wieder aus“. Anfang 1930 wird eine „Entweichung“ vermerkt, er habe mit einem nachgemachten Schlüssel ein Fenster im Tagsaal selbst geöffnet, sei über Schmalegg nach Ravensburg gelaufen, um 23.00 in der Wohnung seines Vater gewesen und um 24.00 wieder in die Anstalt gebracht worden. Auch zwischen 1930 und 1939 ist fast jährlich von ähnlich ablaufenden „Fluchtversuchen“ die Rede und von suizidalen Äußerungen; einmal wird berichtet, dass er versuchte, eine Glasscherbe zu verschlucken. Trotzdem arbeitet er in diesen Jahren regelmäßig. Seine Anfälle treten weiter alle zwei bis fünf Tage auf. Der letzte Eintrag am 1.3.1940 heißt „schweigsam, zurückhaltend“. Johannes Kaspar wird am 27.5.1940 in Grafeneck ermordet.


Quelle: Paul-Otto Schmidt-Michel, "Euthanasie'"-Opfer der "Aktion-T4" aus den Städten Ravensburg und Weingarten - Dokumentation erhaltener Krankenakten im Bundesarchiv in Berlin". In: Im Oberland, 1, 2018.

Eugen Kuhn

geboren am 18.01.1907   
Einrichtung: Weissenau ab 07.07.1935

Datum der Verlegung: 20.05.1940 nach Grafeneck

Sterbedatum und Todesort: 20.05.1940 in Grafeneck

Akte im Bundesarchiv: ja

Eugen Kuhn, geboren am 18.1.1907 in Schnaitheim, Kreis Heidenheim, wurde am 7.7.1935
in der Heilanstalt Weißenau aufgenommen; sein letzter Wohnsitz war Ravensburg, wo er als Metzger arbeitete. Offensichtlich waren die Eltern zugegen: Der aufnehmende Arzt schreibt in der Akte die Vorgeschichte „nach Angaben der Eltern“. Der Vater, der als „Metzger im Gespinstmarkt“ in Ravensburg arbeitete, berichtet: „Bis vor 3-4 Tagen haben die Eltern, bei denen der im Schlachthof beschäftigte K. wohnt, nichts besonderes an ihm gemerkt. Dann habe er angefangen, unregelmäßig zu essen, sei auch aufgeregt gewesen. Am 6.Juli nachmittags nach der Arbeit äußerte er, er gehe fort und komme nicht wieder, man habe ihm eine Falle gestellt (...) Nachts sei er gegangen, um 6 Uhr früh wiedergekommen (...) Seinen Schlachthof- und Hausschlüssel warf er zum Fenster hinaus.“ Er sei dann zum Tierarzt des Schlachthofs gegangen, dort habe er „verwirrt gesprochen“, der Tierarzt riet ihm ins Krankenhaus zu gehen. Er befolgt dies und vom Krankenhaus habe man ihm „wegen steigend aufgeregten Wesens“ in die Anstalt gebracht. In den Tagen nach seiner Aufnahme sei er „redselig, guter Dinge, geordnet“ gewesen und er „rückt aus“. Im Oktober wird geschrieben, dass er zum katholischen Glauben wechseln möchte, „ideenflüchtig“ sei und sich mit Lesen unterhalte. Von 1936 bis 1940 zieht er sich immer mehr zurück, arbeitet nicht mehr, er sei „unzugänglich und widerspenstig, schimpft, schneidet Grimassen“. Der letzte Eintrag findet sich am 3.1.1940 „liegt im Bett und schaut vor sich hin“. Eugen Kuhn wird im Alter von 33 Jahren am 20.5.1940 in Grafeneck getötet.


Quelle: Paul-Otto Schmidt-Michel, "Euthanasie'"-Opfer der "Aktion-T4" aus den Städten Ravensburg und Weingarten - Dokumentation erhaltener Krankenakten im Bundesarchiv in Berlin". In: Im Oberland, 1, 2018.

Paul Landauer

geboren am 25.07.1882 
Einrichtung: Weissenau ab 21.12.1938

Datum der Verlegung: 22.08.1940 nach Grafeneck

Sterbedatum und Todesort: 22.08.1940 in Grafeneck

Akte im Bundesarchiv: nein

Albert Metzler

geboren am 20.02.1915
Einrichtung: Liebenau ab 1930

Datum der Verlegung: 01.07.1940 S nach Grafeneck

Sterbedatum und Todesort: 22.07.1940 in Grafeneck

Akte im Bundesarchiv: ja

Mathilde Michler

geboren am 14.01.1885   
Einrichtung: Liebenau ab 1935

Datum der Verlegung: 13.08.1940 Z nach Grafeneck

Sterbedatum und Todesort: 30.08.1940 in Grafeneck

Akte im Bundesarchiv: ja

Kreszens Nagel

geboren am 09.02.1892   
Einrichtung: Liebenau ab 1934

Datum der Verlegung: 02.10.1940 nach Grafeneck

Sterbedatum und Todesort: 02.10.1940 in Grafeneck

Akte im Bundesarchiv: ja

Johanna Negele

geboren am 10.02.1899  
Einrichtung: Weissenau ab 28.05.1923

Datum der Verlegung: 24.05.1940 nach Grafeneck

Sterbedatum und Todesort: 24.05.1940 in Grafeneck

Akte im Bundesarchiv: nein

Helene Ott

geboren am 01.02.1911   
Einrichtung: Liebenau ab 1926

Datum der Verlegung: 30.08.1940 nach Grafeneck

Sterbedatum und Todesort: 24.09.1940 in Grafeneck

Akte im Bundesarchiv: nein

Emma Riesch

geboren am 22.08.1893
Einrichtung: Liebenau ab 1935

Datum der Verlegung: 30.08.1940 nach Grafeneck

Sterbedatum und Todesort: 24.09.1940 in Grafeneck

Akte im Bundesarchiv: nein

Johanna Rüffle

geboren am 27.01.1905
Einrichtung: Liebenau ab 1939

Datum der Verlegung: 13.08.1940 Z nach Grafeneck

Sterbedatum und Todesort: 30.08.1940 in Grafeneck

Akte im Bundesarchiv: nein

Franz Josef Schatz

geboren am 27.06.1911
Einrichtung: Liebenau ab 1939

Datum der Verlegung: 01.07.1940 S nach Grafeneck

Sterbedatum und Todesort: 22.07.1940 in Grafeneck

Akte im Bundesarchiv: nein

Elise Weggenmann

geboren am 20.12.1887
Einrichtung: Liebenau ab 1939

Datum der Verlegung: 30.08.1940 nach Grafeneck

Sterbedatum und Todesort: 30.08.1940 in Grafeneck

Akte im Bundesarchiv: nein

Matthäus Ziegler

geboren am 06.10.1870  
Einrichtung: Weissenau 13.03.1922

Datum der Verlegung: 20.05.1940 nach Grafeneck

Sterbedatum und Todesort: 20.05.1940 in Grafeneck

Akte im Bundesarchiv: nein

Die Opfer-Liste wurde von Paul-Otto Schmidt-Michel auf der Grundlage von Angaben der Gedenkstätte Grafeneck und des Bundesarchivs Berlin/Lichterfelde, Bestand R 179, Kanzlei des Führers, recherchiert – dies ist der Forschungsstand vom 15.5.2018.


Bitte teilen Sie uns mit, wenn Sie weitere Informationen über das Leben und Schicksal der Opfer besitzen. Nur so kann ihre Geschichte erzählt werden und die Erinnerung an sie wach gehalten werden. Stadtarchiv Ravensburg, Kuppelnaustr. 7, 88212 Ravensburg, Telefon 0751 82-201, 

stadtarchiv(at)ravensburg.de


Bei Fragen zur Homepage und Ihren Inhalten wenden Sie sich bitte an das Kulturamt der Stadt Ravensburg, Bleicherstraße 20, 88212 Ravensburg, Telefon 0751-168, kulturamt(at)ravensburg.de

Literaturauswahl zur Geschichte des Nationalsozialismus in Ravensburg

Hier finden Sie Literatur zum Thema Erinnerungskultur in Ravensburg sowie Publikationen zur NS-Vergangenheit der Stadt Ravensburg.

Nationalsozialismus in Ravensburg (zusammengestellt von Dr. Peter Eitel)

Ausgrenzung und Verfolgung. Ravensburger Sinti im Nationalsozialismus. Katalog zur Ausstellung. Hrsg. v. Sabine Mücke und Peter Fritsch, Museum Humpis-Quartier. Ravensburg 2021.


Esther Sattig: Das Zigeunerlager Ravensburg Ummenwinkel. Die Verfolgung der oberschwäbischen Sinti. Berlin 2016.


Uwe Kraus: Von der Weimarer Republik ins Dritte Reich (Ravensburger Stadtgeschichte, hrsg. v. d. Ulmer Volksbank Ravensburg, Heft 16) Ravensburg 1987. 16 Seiten


Uwe Kraus: Von der Zentrums-Hochburg zur NS-Gemeinde: Aufstieg und Machtergreifung der Nationalsozialisten in Ravensburg zwischen 1928 und 1935, Bände 1-2. Tübingen 1986.


Um Mehlsack und Martinsberg. Geschichten zur Geschichte des Schussentals. Hrsg. v. J. Koppmann und P. Eitel. Biberach 1991. Darin: W.-U. Strittmatter: Das „schwarze“ Ravensburg wird „braun“; L. Zimmermann u. J. Koppmann: Hitler-Jugend gegen Kästelbuben 0:1. Der Kampf um das Ravensburger Gesellenhaus; J. Koppmann: Mit dem Bus ins Gas. Die „Aktion Gnadentod“ in Weißenau.

Dorothee Breucker u. Gesa Ingendahl: Blickwinkel. Leben und Arbeit von Frauen in Ravensburg. Ein historisches Lesebuch. Tübingen und Stuttgart 1993. Darin: Kapitel Nationalsozialismus S. 151-177.

Kriegsende und Neubeginn. Das Jahr 1945 in Ravensburg, Weingarten und Umgebung. Hrsg. v. S. Emmrich, D. Breucker u. P. Eitel. Ravensburg 1996. 27 Beiträge von 12 Autoren.

FrauenOrte in Ravensburg. Ein Spaziergang durch die Geschichte. Hrsg. v. D. Breucker. Ravensburg 1996. Darin: D. Breucker: Anprangerung einer Frau als „Polendirne“; D. Kiderlen: Verfolgung von Sinti-Familien im Nationalsozialismus; D. Breucker: Aktivitäten der NS-Frauenschaft. - Die Geschichte Ravensburgs im Dritten Reich kommt auch in mehreren anderen Beiträgen zur Sprache.

Quellen zu Ravensburger Stadtgeschichte für den Geschichtsunterricht in 11 Lieferungen. Loseblattsammlung Ravensburg 1992-1997, bearb. v. P. Eitel und J. Koppmann. Lieferung 8: Quellen zum Kriegsalltag (Erster u. Zweiter Weltkrieg), Lieferung 2: Quellen zur Weimarer Republik, Lieferung 10: Quellen zur NS-Zeit.

Ravensburg im Dritten Reich. Beiträge zur Geschichte der Stadt. Hrsg. v. P. Eitel. Ravensburg 1997, 2. Aufl. 1998. 24 Beiträge von 21 Autoren. Reprint-Ausgabe 2017.

Peter Eitel: Ravensburg im 19. und 20. Jahrhundert. Ostfildern 2004. 2. Aufl. 2005. Darin: Teil 6: Drittes Reich und Zweiter Weltkrieg.

Erinnern und Gedenken. Das Mahnmal Weißenau und die Erinnerungskultur in Ravensburg. Hrsg. .v. A. Schmauder, P.-O. Schmidt-Michel und F. Schwarzbauer (Historische Stadt Ravensburg Bd. 5) Konstanz 2007. 13 Beiträge von 11 Autoren. Beitrag von Andreas Schmauder (S. 143-158) mit weiteren Hintergrundinformationen zum den Initiatoren, Zustandekommen der Mahnmale und Formen des öffentlichen Gedenkens.

Denkstättenkuratorium NS-Dokumentation Oberschwaben (Hrsg.): Denkorte an oberschwäbischen Erinnerungswegen im Landkreis Ravensburg. o.O., o.J. (ca. 2014). Darin: M. Spohr mit 9 Beiträgen über Ravensburg.


Täter, Helfer, Trittbrettfahrer. NS-Belastete in Oberschwaben. Hrsg. v. Wolfgang Proske. Gerstetten 2015. Darin: W.-U. Strittmatter: Dr. Heinz Leonhard - Blut- und Boden-Aktivist im Dienste der SS. Ders.: Max Luib, Oberstudiendirektor – „Der Lehrer des neuen Staates muss Offizier seiner Mannschaft sein.“

1200 Jahre Taldorf. Landschaft, Geschichte, Kultur. Hrsg. v. M. Eger u. G. Rothenhäusler. Biberach 2016. Darin: W.-U. Strittmatter: Taldorf unter dem Nationalsozialismus..

Vergangen? Spurensuche und Erinnerungsarbeit – Das Denkmal der Grauen Busse, hg. von Thomas Müller, Paul-Otto Schmidt-Michel und Franz Schwarzbauer, Zwiefalten 2017. 

„Euthanasie“ und Zwangssterilisierung in Ravensburg und Weißenau (zusammengestellt von Prof. Dr. Thomas Müller)

Manfred Kretschmer: Von der Königlich-Württembergischen Staatsirrenanstalt zum Akademischen Krankenhaus. In: Eitel, Peter (Hrsg.): Weißenau in Geschichte und Gegenwart. Sigmaringen 1983, S. 337-354.

Tilman Steinert: Die Geschichte des Psychiatrischen Landeskrankenhauses Weissenau. Darstellung der Anstaltsgeschichte von 1888 bis 1945 im ideengeschichtlichen und sozio-ökonomischen Kontext. Weinsberg 1985.

Manfred Kretschmer: Die Heilanstalt Weißenau 1933-1945. In: Eitel, Peter (Hrsg.): Ravensburg im Dritten Reich. Beiträge zur Geschichte der Stadt. Ravensburg, 1998, S. 361-378.

Thomas Müller; Jörg Kinzig und Thomas Stöckle: Die deutsche Psychiatrie, der Patientenmord im Nationalsozialismus, die juristischen Folgen und die Erinnerungspolitik. In: Türkisches Jahrbuch für Studien zu Ethik und Recht in der Medizin 2/3 (2010) S. 29-60.

Stadt Ravensburg, ZfP Südwürttemberg, Landschaftsverband Rheinland (hrsg. von Schmidt-Michel, Paul-Otto; Schwarzbauer, Franz; Müller, Thomas; Knitz, Andreas und Hoheisel, Horst): Das Denkmal der grauen Busse. Erinnerungskultur in Bewegung. Zwiefalten 2012.

Marc Spohr und Thomas Müller: Zwangssterilisationen an einem Städtischen Krankenhaus zur Zeit des Nationalsozialismus. In: Müller, Thomas; Kanis-Seyfried, Uta; Reichelt, Bernd und Schepker, Renate 2017, S. 171-196.

Thomas Müller; Uta Kanis-Seyfried; Bernd Reichelt und Renate Schepker (Hrsg.): Psychiatrie in Oberschwaben. Die „Weissenau“ bei Ravensburg zwischen Versorgungsfunktion und universitärer Forschung (=Bd.2, Psychiatrie, Kultur und Gesellschaft in historischer Perspektive). Zwiefalten 2017.

Mehr Infos zum Thema

Hintergrundinformationen

Allgemein:
www.gedenkstaette-grafeneck.de
www.gedenkort-t4.eu


Regional:
Der Umgang mit Angehörigen der Opfer der Aktion „T4“ durch die NS-Behörden und die Anstalten in Württemberg:
https://www.thieme-connect.de/products/ejournals/html/10.1055/s-0044-100193


„Euthanasie“-Opfer aus der Schweiz in der „Aktion-T4“ - Schicksale von ausgewiesenen Deutschen in den Heilanstalten Weissenau und Reichenau:
https://sanp.ch/en/article/doi/sanp.2018.00574/

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Abteilung: Stadtarchiv Ravensburg
Telefon: 0751 82-2776

Kuppelnaustraße 7

88212 Ravensburg

 

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