27.07.2022 | Weniger Erdgasimporte über Pipeline aus Russland - Energiesparen hilft Versorgungsengpässe zu vermeiden
Am Donnerstag (21. Juli) wurde Nord Stream 1 wieder in Betrieb genommen, nachdem Russland, wie angekündigt, seine jährlichen Wartungsarbeiten an der Gaspipeline beendet hat. Wenngleich die Gaslieferung wieder einsetzten, bleibt dabei unklar, ob über diese Verbindung je wieder der Umfang der vertraglich vereinbarten Liefermenge erreicht wird. Generell ist offen, wie es mit russischen Gasimporten weitergeht. In Europa erhalten wir zur Zeit vermehrt verflüssigtes Erdgas (LNG), das über verschiedene Leitungen auch nach Deutschland gelangt. Zusammen mit den Gasimporten aus Norwegen und den Niederlanden ersetzen diese den Ausfall zwar nicht vollständig, doch wird die aktuelle Verbrauchsnachfrage gedeckt; problematisch daran ist jedoch, dass die Gasspeicher nicht – wie von Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck geplant – bis Eintritt der kalten Jahreszeit voll befüllt werden können. „Die Speicherstände liegen mit knapp 65 Prozent zwar höher als im vergangenen Jahr um diese Zeit“, informiert Tobias Ederer, Experte Gasversorgung der TWS Netz, und fügt an: „Jedoch wird dies vermutlich nicht für einen langen, kalten Winter genügen. Nur wenn wir alle über den Sommer kräftig Energie sparen, können wir die Füllstände auch unter den veränderten Bedingungen noch erhöhen.“
Robert
Sommer, Bereichsleiter Markt der TWS, appelliert ebenfalls an die Bevölkerung,
Strom und Gas zu sparen. Denn die Beschaffungspreise für Strom und Gas haben
sich seit vergangenem Sommer vervielfacht. „Die Preisentwicklung ist neben der
Versorgungssituation ein weiterer guter Grund, mit Energie sparsam umzugehen“,
erläutert er und fügt hinzu: „Wer Strom spart, trägt zugleich zur Einsparung des
Gasverbrauchs bei. Das übersehen manche vielleicht. Doch zur Stromerzeugung
sind auch Gaskraftwerke im Einsatz.“ Der Anteil der Gasverstromung ist in
Deutschland allerdings rückläufig, 2021 lag er bei rund 15 Prozent. Deutlich
mehr liefern aktuell die Kohlekraftwerke, und je nach Wetterlage kann Strom in
Deutschland inzwischen zu etwa 50 Prozent aus erneuerbaren Energien gewonnen
werden. Robert Sommer rechnet damit, dass wir in Deutschland in einem normalen
Winter bei den sogenannten „geschützten Kunden“ – dazu gehören unter anderem
Privathaushalte, Krankenhäuser, Pflegeeinrichtungen und Fernwärmeanlagen - ohne
Gasabschaltungen über die Runden kommen, wenn sich wirklich alle die heikle
Situation am Energiemarkt bewusst machen und sich am Energiesparen beteiligen.
Der größte Hebel zur Einsparung liege bei Heizung und Warmwasser. Wer zum Beispiel die
Temperatur zuhause um nur ein Grad herunterregelt, spart bereits bis zu sechs
Prozent Energie.
Mit
einer Sorge wendet sich Philipp Perchner, Elektromeister der TWS Netz, an alle
Haushalte mit Gasheizung: „Wir beobachten, dass sich viele Menschen in
Deutschland derzeit mit elektrischen Heizlüftern eindecken. Die Befürchtung, im
Winter zu Hause in der Kälte zu sitzen, können wir natürlich nachvollziehen.
Doch der Umstieg auf die kleinen Elektroheizungen ist keine gute Idee.“ Zum
einen seien viele Hausinstallationen nicht auf die zusätzliche Stromlast
ausgelegt, was zu Überlastung führen könnte. Zum anderen könnte es auch das gesamte
Stromnetz überlasten, wenn plötzlich viele gleichzeitig mit Strom heizen. Doch
Philipp Perchner relativiert: „Auf solche Fälle bereiten sich die großen
Übertragungsnetzbetreiber, die europaweit im Austausch sind, vor. Doch sind wir
alle aufgerufen dazu beizutragen, die Energieversorgung möglichst stabil zu
halten“, betont er.
Mit
dem Ratschlag, selbst aktiv zu werden, tritt die TWS an ihre Energiekundinnen
und -kunden heran, die im letzten halben Jahr eine Preiserhöhung von ihrem
Energieversorger erhalten haben. Und zwar könnten alle ihre monatlichen
Abschläge jederzeit an die gestiegenen Energiepreise anpassen. Das geht ganz
einfach über das passwortgeschützte Kundenportal, wo jeder seine
Zahlungsbeträge einsehen und entsprechende Änderungen vornehmen kann. „Wir
wollen dadurch vermeiden, dass unsere Kundschaft mit der Jahresrechnung allzu
hohe Nachzahlungen leisten muss“, erklärt Robert Sommer und ergänzt: „Die
Zeiten sind für alle sehr herausfordernd. Jetzt, wo alles teurer wird, ist es
einfacher, ein paar Euro mehr pro Monat zu zahlen, als eine größere Summe auf
einmal. Wir sehen im Moment leider keine Entspannung bei den Preisen am
Energiemarkt.“
Pressemitteilung der TWS vom 21.Juli 2022