Neue Ausstellungen im Kunstmuseum Ravensburg: Expressionismus, Sound und Börsenkurse

16.10.2020 | Bis 7. Februar 2021 im Kunstmuseum Ravensburg: "Fokus: Expressionismus", Sound-Licht-Installation von Emeka Ogboh und Kinderbilder zu Corneille.

 

Die Sound-Lichtinstallation von Emeka Ogboh im Kunstmuseum Ravensburg. Foto: Kunstmuseum Ravensburg/Wynrich Zlomke
Die Sound-Lichtinstallation von Emeka Ogboh im Kunstmuseum Ravensburg. Foto: Kunstmuseum Ravensburg/Wynrich Zlomke

Gleich drei Ausstellungen sind bis 7. Februar 2021 im Kunstmuseum Ravensburg zu sehen: Eine Premiere in Deutschland ist die eindringliche Sound- und Lichtinstallation unter dem Titel "The Way Earthly Things Are Going" des nigerianischen Künstlers Emeka Ogboh, die im zweiten Obergeschoss ihren Platz gefunden hat. Expressionistische Werke aus der Sammlung Selinka sind im 1. Obergeschoss zu bestaunen. Und im Erdgeschoss wird erstmals eine Kinderausstellung präsentiert: "Der Blaue Vogel. Corneille aus Kinderaugen", heißt das kunterbunte Ergebnis eines Workshops mit Kindern.

"Emeka Ogboh: The Way Earthly Things Are Going"

Ganz leise durchdringen feine Stimmen eines Chors das gesamte Kunstmuseum in Ravensburg. Wer dem emotionalen Gesang folgt, steigt die Stufen bis zum zweiten Obergeschoss hoch. Dunkel ist es unter dem gewölbten Dach, fast einer Kathedrale gleich. Aus Lautsprechern dringt ein polyphones, altgriechisches Klagelied. An die Wand gegenüber werden die leuchtenden Börsendaten der Welt-Aktienindizes auf ein LED-Band übertragen. Frauenstimmen des A-capella-Chors "Pleiades" singen das eindringliche Abschiedslied einer Mutter, die hofft, dass ihr Sohn nicht mit einer Karawane weiterziehen muss. Man muss die raumgreifende Mehrkanal-Installation auf sich wirken lassen, die der in Berlin lebende Künstler Emeka Ogboh 2017 für die "documenta 14" in Athen konzipiert hat. Mit dem Wissen, dass sich Ogboh dabei mit der internationalen Finanzkrise und speziell mit der griechischen Wirtschaftskrise auseinander gesetzt hat, in der viele Griechen ihr Land verlassen haben, rührt der Gesang an den tiefen Gefühlsschichten der Besucher. Ogboh lässt mit dem traditionellen Klagelied den emotionalen Schmerz der erzwungenen Flucht und des Abschieds aufleben - und stellt die Börsendaten diesem menschlichen Schicksal als harten Kontrast gegenüber. Damit greift er die "Themen unserer Zeit" auf, wie Ute Stuffer, die Leiterin des Kunstmuseums, erläutert: Flucht und die vor allem durch der Corona-Krise ausgelösten Migrationsbewegungen der Armen auf der Suche nach einem besseren Leben.

Emeka Okboh, copyright Michael Danner
Emeka Ogboh (Bild: Michael Danner), geboren 1977 in Nigeria, wo er in Lagos studierte, kam 2014 als DAAD-Stipendiat nach Berlin, wo er heute noch lebt. Der Sound ist sein künstlerisches Thema, das ihn seit Jahren fasziniert. Ogboh hat an zahlreichen internationalen Ausstellungen teilgenommen, u. a. an der 56 Biennale Venedig im Jahr 2015 und an der Skulptur Projekte Münster (2017). Einzelausstellungen waren zu sehen u. a. im Cleveland Museum of Art (2019), in der Tate Modern in London (2017) oder im Smithsonian National Museum of African Art in Washington, DC (2016).

"Fokus: Expressionismus. Sammlung Selinka"

Um gut 100 Jahre zurückversetzt wird man in der Ausstellung "Fokus: Expressionismus. Sammlung Selinka" im zweiten Obergeschoss. Denn der Schwerpunkt der 42 ausgewählten expressionistischen Arbeiten aus der Sammlung liegt bei den 1910-er Jahren. Viele Werke sind bereits in früheren Ausstellungen gezeigt worden. Doch jetzt wirken sie eindringlicher: in den letzten zwei Jahren wurde fast die Hälfte der Bilder aus der Sammlung neu gerahmt. Historische Rahmen, die den Zeitgeist des Expressionismus wiedergeben, lassen manch eine Arbeit in einem ganz neuen Licht erscheinen. Dazu gibt es einen aufschlussreichen Film zu sehen: "Die Einheit von Bild und Rahmen" mit Gudrun Selinka und dem Fachmann für historische Rahmen, Werner Murrer.

Überwiegend kleinformatige Holzschnitte, Ölbilder, Aquarelle machen die Schau aus. Unter den größeren Arbeiten kann man in der Serie der Frauenportraits das berühmte und ausdrucksstarke "Spanische Mädchen" von Alexej von Jawlensky (1912) wieder einmal bewundern. Otto Muellers "Stehendes Mädchen unter Bäumen" (um 1923) in gedämpften Farben durchbricht ebenfalls den Reigen der kleinen Formate.

Den jungen Expressionisten, die sich Anfang des 20. Jahrhunderts in Künstlergruppen wie die "Brücke" in Dresden oder die Künstlervereinigung "Der Blaue Reiter" zusammenschlossen, ging es um den Ausdruck ihrer Empfindungen und um den Einklang von Mensch und Natur, erklärt Kuratorin Kristina Groß. Sie lehnten sich auf gegen das gesellschaftliche "Spießertum" und gegen die traditionelle akademische Malerei. So rücken ihre Werke vom Abbild der Realität ab und orientieren sich an der subjektiven Wahrnehmung des Künstlers. Die Schau zeigt vielfältige Werke von Otto Dix, Erich Heckel, Alexej von Jawlensky, Andreas Jawlensky, Max Kaus, Ernst Ludwig Kirchner, Otto Mueller, Gabriele Münter, Edvard Munch, Max Pechstein, Karl Schmidt-Rottluff.

Ausstellung im Kunstmuseum: "Fokus Expressionismus. Sammlung Selinka". Foto: Kunstmuseum Ravensburg / Wynrich Zlomke
Ausstellung im Kunstmuseum: "Fokus Expressionismus. Sammlung Selinka". Foto: Kunstmuseum Ravensburg / Wynrich Zlomke

"Der Blaue Vogel. Corneille aus Kinderaugen"

Ab 17. Oktober 2020 ist dann auch im Erdgeschoss eine kunterbunte Ausstellung von Kindern für Kinder zu sehen: Erstmals zeigt das Kunstmuseum Ravensburg Arbeiten von Kindern, die in einem Workshop entstanden sind. Neben farbigen Originaldruckgrafiken des Künstlers Corneille, einem der Gründungsmitglieder der Künstelrgruppe CoBrA (1948 – 1951) sind Bilder der Kinder zu sehen.  (ckj)

Kuratorin Kristina Groß in der Ausstellung von Kindern für Kinder im Erdgeschoss des Kunstmuseums: "Der Blaue Vogel. Corneille aus Kinderaugen." Foto: Stadt Ravensburg
Kuratorin Kristina Groß in der Ausstellung von Kindern für Kinder im Erdgeschoss des Kunstmuseums: "Der Blaue Vogel. Corneille aus Kinderaugen." Foto: Stadt Ravensburg

Die Ausstellungen sind bis 7. Februar 2020 zu sehen. Mehr Infos, Führungen und das Rahmenprogramm finden Sie im Veranstaltungskalender.

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