02.06.2020 | IHK-Lehrstellenbörse: rund 200 Plätze offen
Kein regulärer Schulbetrieb, abgesagte
Beratungsgespräche, ausgefallene Bildungsmessen, Ausbildungstage und
Tag-der-offenen-Tür-Veranstaltungen – Corona erschwert das Zusammenkommen von
Unternehmen und Schulabgängern. Die Zahl der neu abgeschlossenen Ausbildungsverträge
bei der Industrie- und Handelskammer Bodensee-Oberschwaben sinkt. Trotzdem
möchten viele regionale Betriebe ausbilden und suchen Nachwuchs. Ein Dilemma.
„Wir haben zum jetzigen Zeitpunkt 17 Prozent weniger neu abgeschlossene Ausbildungsverträge als ein Jahr zuvor. Fakt ist aber auch, dass wir durch die Rückmeldungen der Betriebe wissen, dass viele weitestgehend an ihrem Ausbildungsbedarf festhalten wollen und es offene Stellen gibt“, so Professor Dr. Peter Jany, Hauptgeschäftsführer der Industrie- und Handelskammer Bodensee-Oberschwaben (IHK). Laut aktueller IHK-Umfrage wollen 70 Prozent der Unternehmen unverändert an ihrem Ausbildungsangebot festhalten. Nur sechs Prozent der befragten Unternehmen denken über eine Reduzierung nach. Auch die Zahl der Vertragsauflösungen sei unbedenklich – es sind sogar weniger als im Vorjahr. Auffallend sei jedoch nach IHK-Angaben, dass viele Betriebe, die üblicherweise zu diesem Zeitpunkt bereits Ausbildungsverträge für den Start im Herbst 2020 abgeschlossen haben, dies bis jetzt noch nicht getan haben. „Die Konstellation ist schwierig und offenbar nehmen viele eine abwartende Haltung ein – sowohl die Jugendlichen, die gerne eine Ausbildung beginnen würden, als auch die Betriebe, die offene Stellen haben. Wir halten es daher für sehr wahrscheinlich, dass bis kurz vor Ausbildungsbeginn noch viel Bewegung in den Vertragszahlen drin ist“, analysiert Jany die aktuelle Situation.
Und
trotzdem, die Zurückhaltung bei den Vertragsschließungen bereitet der IHK
Sorgen. „Das Motto der Stunde muss lauten: Jetzt erst recht. Ich bin der
Überzeugung, dass in dieser Ausnahmesituation alle gefordert sind, den
Schulabgängern mit Rat, Tat und vor allem Orientierungshilfe zur Seite zu
stehen“, appelliert Jany. Eltern und Lehrern komme durch die eingeschränkten
Kontaktmöglichkeiten hierbei eine ganz besondere Rolle zu.
Die duale
Ausbildung hat sich auch während der Corona-Pandemie als stabil erwiesen. Über
90 Prozent der Befragten sehen deshalb auch das Erreichen des Ausbildungszieles
als nicht gefährdet an. Dies spreche laut IHK auch für die gute Zusammenarbeit
zwischen Betrieben und Berufsschulen, die die Auszubildenden während der
unterrichtsfreien Zeit mit Lernaufgaben versorgt haben.
Für das
Angebot an Ausbildungsplätzen mit Ausbildungsbeginn im Herbst 2020 zeigt sich
aber, dass vier von zehn befragten Betrieben ihre Ausbildungsplätze noch nicht
besetzt haben. Darüber hinaus wollen laut IHK-Umfrage trotz Corona neun von
zehn Unternehmen ihre aktuellen Auszubildenden im Herbst auch übernehmen.
Manche Unternehmen, die in der jüngsten Vergangenheit durch den angespannten
Ausbildungsmarkt eher Schwierigkeiten hatten, ihre offenen Stellen zu besetzen,
erhoffen sich aktuell sogar hier eine leichte Entspannung.
Für
interessierte Schulabgänger gibt es also reichlich Auswahl an
Ausbildungsplätzen in der Region. Insbesondere auch Abiturienten sollten bei
ihren Planungen die momentanen Chancen einer Ausbildung in ihre
Zukunftsplanungen einbeziehen. Wenn das Auslandsjahr unmöglich ist, die
Studienmöglichkeiten eingeschränkt sind oder sich auch die finanzielle
Situation durch Corona verändert hat, ist eine duale Ausbildung oftmals ein
kluger Schachzug. Laut IHK sehen einige regionale Unternehmen genau hierin ein
wichtiges Potenzial und hoffen auf solche Bewerbungen.
„Wichtig
ist es aus unserer Sicht, jetzt aktiv zu werden – das gilt für Unternehmen, die
Plätze zu besetzen haben genauso wie für Jugendliche, die sich zügig bewerben
sollten. Alle Informations- und Werbemöglichkeiten, die in diesen Zeiten zur
Verfügung stehen, müssen jetzt ausgeschöpft werden“, so Jany.
Informationen:
Derzeit
sind allein in der IHK-Lehrstellenbörse (www.ihk-lehrstellenboerse.de) rund
200 Plätze offen. Interessierte sollten sich hier einen Überblick verschaffen.
Und auch Unternehmen können diese Plattform nutzen, um ihre Angebote zu
veröffentlichen.
Am Freitag,
26. Juni, bietet die IHK einen Telefon-Beratungstag für
Ausbildungsinteressierte. Die IHK-Ausbildungsberater stehen von 8 bis 18 Uhr zu
Themen wie Ausbildungsvoraussetzungen, offene Ausbildungsplätze, Anforderungen
an Schulabgänger, Ausbildungsvarianten und Einstiegsqualifizierungen zur
Verfügung.
Am Donnerstag,
30. Juli, ist eine mit der Arbeitsagentur und der Handwerkskammer gemeinsam
organisierte Lehrstellenbörse geplant. Auch diese wird telefonisch stattfinden.
Nähere Informationen sind dann aktuell auf der IHK-Homepage zu finden.
Informationen
zum Umfragedesign:
Die Umfrage wurde unter rund 600 der
insgesamt rund 1.500 Ausbildungsbetriebe der Region durchgeführt. Die Teilnehme
erfolgte in einem Zeitraum von 6. bis 28. Mai 2020 und erfolgte als
Online-Umfrage. An der Umfrage beteiligten sich 113
Ausbildungsbetriebe, die wiederum für rund 500 Ausbildungsplätze stehen. Die
Umfrage erfolgte unter namentlicher Angabe des Ausbildungsbetriebes. Die
Rückläuferzusammensetzung ergab nach IHK-Einschätzung ein repräsentatives Bild
für die Ausbildungsbetriebe der Region.
IHK-Pressemitteilung vom 29. Mai 2020