Fachkräftemangel setzt Unternehmen unter Druck

16.05.2018 | Firmen der Region von Ravensburg bis zum Bodensee wollen mehr aus- unn weiterbilden und ihre Attraktivität steigern.

 

„Die Sorge der Unternehmen, ihre offenen Stellen nicht besetzen zu können wird immer größer“, sagt Professor Dr. Peter Jany, Hauptgeschäftsführer der Industrie- und Handelskammer Bodensee-Oberschwaben (IHK). Sechs von zehn Unternehmen in der Region Bodensee-Oberschwaben können offene Stellen längerfristig nicht besetzen. Besonders problematisch stellt sich die Situation in der Gesundheitswirtschaft, im Bau, im Hotel- und Gaststättengewerbe, im Straßengüterverkehr, aber auch in Teilen der Industrie dar.


Nur gut ein Fünftel der Betriebe hat keine Probleme bei der Stellenbesetzung, ein Fünftel der Betriebe sucht kein Personal (Quelle: Konjunkturumfrage der IHK Bodensee-Oberschwaben, Herbst 2017). Laut aktuellem IHK-Fachkräftemonitor fehlen in der Region Bodensee-Oberschwaben derzeit 17.000 Fachkräfte, davon 15.000 beruflich Qualifizierte und 2.000 Akademiker. Nach jetziger Hochrechnung wird der Fachkräfteengpass bis zum Jahr 2030 bis zu 32.000 Fachkräfte betragen. Die Situation droht sich in den kommenden Jahren weiter zu verschärfen.


Demographischer Wandel

Entscheidender Treiber für den Fachkräftemangel ist der demografische Wandel: Im Jahr 2030 stehen dem Arbeitsmarkt rund 20 Prozent weniger Fachkräfte zur Verfügung (2018: 224.000 Personen, 2030: 182.000 Personen – jeweils ohne Hilfskräfte).


Großer Mangel an Meistern, Fachwirten, Technikern

„Beruflich aus- und weitergebildete Fachleute werden knapper. Insbesondere Meister, Fachwirte und Techniker fehlen. Aber auch den Bedarf an Fachkräften mittlerer Qualifikation – also Personen, die eine Berufsausbildung, aber keine Weiterqualifizierung gemacht haben – werden die Unternehmen nicht decken können. Denn hier nimmt die Fachkräftelücke ab 2027 deutlich zu“, so der IHK-Hauptgeschäftsführer. Selbst der Überschuss im Bereich der Hilfskräfte wird in den nächsten Jahren abschmelzen, ab 2027 wird es nach und nach zu einem Mangel kommen, so die Berechnungen. Die Lücke bei den Akademikern bleibt dagegen relativ konstant und beträgt im Durchschnitt 1.700 Personen pro Jahr bis 2030.


Wichtig: Nachwuchs ausbilden!

„Die Ergebnisse des IHK-Fachkräftemonitors zeigen einmal mehr, dass wir vor allem bei den betrieblich ausgebildeten und fortgebildeten Fachkräften für ausreichend Nachwuchs sorgen müssen. Wir müssen dazu alle Potenziale heben, die der Fachkräftesicherung dienen“, so Jany. Zwar würden auch weiterhin Fachkräfte mit Hochschulabschluss gebraucht, aber längst nicht so viele wie beruflich ausgebildete. Die IHKs setzen sich daher weiter für die Stärkung der Aus- und Weiterbildung, die bessere Vereinbarkeit von Beruf und Familie sowie ausreichend Betreuungsangebote ein, damit mehr junge Eltern, vor allem die gut qualifizierten jungen Frauen, berufstätig sein können. Auch werben die IHKs bei den Unternehmen für ein gutes Gesundheitsmanagement in den Betrieben, um ältere Arbeitnehmer länger beschäftigen zu können. Von Seiten der Politik erwartet die Wirtschaft ein modernes Zuwanderungsgesetz, damit qualifizierte Arbeitskräfte aus dem Ausland in Deutschland langfristige Perspektiven bekommen, sowie die Vermeidung von Anreizen zur Frühverrentung.


Attraktivität steigern, Mitarbeiter weiterbilden

Eine Befragung bei den IHK-Mitgliedsunternehmen, was diese gegen den Fachkräftemangel tun wollen, ergab, dass mit jeweils fast 50 Prozent der Nennungen die Steigerung der Arbeitgeberattraktivität sowie die Ausbildung auf den Plätzen eins und zwei liegen. Auf Platz drei kommt der Wunsch nach mehr Weiterbildung. Danach die Absicht, die Vereinbarkeit von Beruf und Familie zu verbessern. 34 Prozent der Unternehmen wollen oder müssen rationalisieren und umstrukturieren, je circa 28 Prozent wollen ausländische Fachkräfte oder vermehrt Ältere beschäftigen.


Einen Überblick über die Angebote zur Fachkräftesicherung der IHKs in Baden-Württemberg gibt die Internetseite www.fachkraeftesicherung-bw.de oder www.weingarten.ihk.de, Nr. 71700. Zentrale Säulen sind dabei die duale Ausbildung und berufliche Weiterbildung.


Hintergrund zum Fachkräftetool

Der IHK-Fachkräftemonitor ist ein Prognoseinstrument, das das Wirtschaftsforschungsinstitut WifOR GmbH für die IHKs in Baden-Württemberg entwickelt hat und jährlich aktualisiert. Der aktuelle Fachkräftemonitor 2018 ist unter www.fachkraeftemonitoring-bw.de als interaktive Webanwendung kostenlos und ohne Anmeldung verfügbar. Mit der Webanwendung lässt sich die Fachkräfteentwicklung in repräsentativen Wirtschaftszweigen und Regionen anschaulich visualisieren und vergleichen. Für die Berichterstattung können Grafiken in unterschiedlichen Formaten sowie die dazugehörigen Daten direkt aus dem Fachkräftemonitor heruntergeladen werden.

Bei einer IHK-Umfrage antworteten Unternehmen auch auf die Frage, mit welchen Maßnahmen sie Fachkräfteengpässe zu vermeiden versuchen. Die meisten, zeigte sich, setzen auf mehr Aus- und Weiterbildung sowie eine Steigerung der eigenen Unternehmensattraktivität. Grafik: IHK
Bei einer IHK-Umfrage antworteten Unternehmen auch auf die Frage, mit welchen Maßnahmen sie Fachkräfteengpässe zu vermeiden versuchen. Die meisten, zeigte sich, setzen auf mehr Aus- und Weiterbildung sowie eine Steigerung der eigenen Unternehmensattraktivität. Grafik: IHK

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