"Schwieriger Abwägungsprozess": AUT tagte zum Gänsbühl-Center

25.07.2014 | Grundsätzliche Frage: Ist ein Erweiterungsbau im Bereich des jetzigen "Varazdiner Gartens" notwendig?

 

Drei Stunden lang diskutierten am Mittwoch, den 23. Juli 2014 im Rathaus die Mitglieder des Ausschusses für Umwelt und Technik (AUT) mit dem Eigentümer des Gänsbühl-Centers und dem Geschäftsführer des Media Marktes. Es ging um die Klärung der grundsätzlichen Frage, ob ein Erweiterungsbau im Bereich des jetzigen "Varazdiner Gartens" notwendig ist oder ob das Center auch ohne zusätzliche Verkaufsflächen funktionieren kann.


Davon hängt vieles ab: Es geht um eine städtische Grünfläche, aber auch um einen wichtigen Magneten in der Oberstadt, um die dringend benötigte Lebensmittel-Nahversorgung und um das städtische Verkehrskonzept, bei dem die Gänsbühl-Tiefgarage eine wichtige Rolle spielt.

Oberbürgermeister Daniel Rapp sprach nach der Sitzung von einer "sehr intensiven Diskussion in einem äußerst schwierigen Abwägungsprozess". Am Ende war eine große Mehrheit im Ausschuss davon überzeugt, dass die Erweiterung sinnvoll und notwendig ist. Eine Entscheidung wurde in der nichtöffentlichen Sitzung freilich noch nicht getroffen, die Verwaltung wurde allerdings beauftragt, den vorhabenbezogenen Bebauungsplan "Erweiterung Gänsbühlcenter" auf Grundlage der vom Vorhabenträger beantragten Variante zu erarbeiten.


Der Betreibergruppe Rosco um Dennis Rossing werden dafür etliche Zugeständnisse und Kompensationsmaßnahmen abverlangt. So muss die Tiefgarage vertraglich gesichert 24 Stunden durchgehend öffnen, um die Oberstadt weiter verkehrsberuhigen zu können. In das Center wird ein Lebensmittel-Vollsortimenter einziehen und als Ersatz für den Varazdiner Garten muss eine attraktive Freifläche geschaffen werden, die in die Wegeverbindung zwischen Altstadt und östlicher Vorstadt eingebunden ist. Das künftige Erscheinungsbild des Centers und der Freiflächen soll im Rahmen eines Gestaltungswettbewerbs ermittelt werden.

Die Stadträte und die Fachverwaltung hatten, neutral beraten durch Thomas Dobbelstein, Professor für Marktforschung und Marketing an der Dualen Hochschule, alle Pro- und Contra Argumente ausführlich geprüft und sich danach bei zehn Ja- und drei Nein-Stimmen für die Möglichkeit eines Anbaus am Gänsbühlcenter ausgesprochen. Voran ging eine Diskussion mit Centerchef Dennis Rossing von der Rosco-Gruppe, der ausführlich darstellte, weshalb aus seiner Sicht der Anbau zwingend notwendig ist. Das Gänsbühlcenter ist vergleichsweise klein, neue Center werden heute grundsätzlich nicht mehr unter 15.000 qm gebaut. Die Kunden erwarten von den Geschäften, dass sie ihre umfangreichen Sortimente attraktiv und erlebbar präsentieren. Eine Erweiterung um 800 qm sei mindestens notwendig, um das in die Jahre gekommene Center in Zukunft wettbewerbsfähig zu halten.

Weiterer "Ankermieter" soll einziehen
Denn Ziel ist es, ein weiteres attraktives Ladengeschäft aufzunehmen, das als Anziehungspunkt neben dem Media Markt und K&L Ruppert dient. Man stehe hier in guten Gesprächen. Alles hänge aber davon ab, dass dieser neue Mieter sowohl im Erdgeschoss, als auch in den oberen Stockwerken Flächen erhält, auf denen er sich adäquat präsentieren kann. Die Folge: Der ohnehin beengte Media Markt, müsste im ersten Obergeschoss einen Teil seiner Fläche abgeben. Deshalb brauche man auf diesem Stockwerk eine Ersatzfläche. Der Media Markt macht seinen Verbleib am Standort Gänsbühl im übrigen davon abhängig, dass ein weiterer "Ankermieter" kommt. Auch K&L Ruppert müsste im zweiten Obergeschoss Teile seiner Verkaufsfläche zugunsten des neuen Mieters abgeben.

Aus Sicht von DHBW-Professor Thomas Dobbelstein ist die Strategie einer Flächenerweiterung und die Hereinnahme eines weiteren, attraktiven Ankermieters richtig: "Wegen der kritischen Größe des Objekts und seiner Randlage an der Altstadt ist das Konzept schlüssig".

Stadt stellt Bedingungen
Oberbürgermeister Dr. Daniel Rapp sagt: "Die jetzige Situation des Varazdiner Gartens an der historischen Stadtmauer hat städtebauliche Qualität und ist als schöne Freifläche für das Quartier wertvoll. Auf der anderen Seite wollen wir auch das Gänsbühl sichern und revitalisieren, Leerstand vermeiden, die Lebensmittelversorgung in der Oberstadt nachhaltig sichern und eine 24-Stunden-Öffnung der Tiefgarage hinbekommen. Eine Überbauung des Varazdiner Gartens kommt also nur in Frage, wenn diese Ziele erreicht werden und eine qualitätvolle, barrierefreie, öffentliche Grünfläche in mindestens gleicher Größe als Kompensation neu geschaffen wird. Wir führen jetzt das Bebauungsplanverfahren fort und beteiligen die Öffentlichkeit weiter an den Entscheidungen."

Bürgerforum Altstadt wird einbezogen
Ab sofort wird der Bebauungsplan-Entwurf erarbeitet, damit im Herbst der Auslegungsbeschluss erfolgen kann. Parallel zur Ausarbeitung wird es ein Wettbewerbsverfahren zur äußeren Gestaltung des Gänsbühl-Centers geben, zu dem auch das Bürgerforum Altstadt einbezogen werden soll. Bei diesem Wettbewerb werden die teilnehmenden Büros Lösungsvorschläge für die Gestaltung eines rundum attraktiven Gänsbühlcenters mit einer hochattraktiven, erlebbaren und nutzbaren Dachbegrünung im hinteren Teil entwickeln, dort wo heute der Varazdiner Garten ist.

INFO:

Eigentümerin des Gänsbühl-Centers ist die R&G GmbH & Co. Objekt Ravensburg KG, mit den Gesellschaftern Rosco Projektmanagement für Immobilienanlagen GmbH & Co aus Bad Hersfeld und der Wilhelm Geiger GmbH & Co. KG aus Sonthofen.

Gänsbühlcenter mit Varazdiner Garten
Gänsbühlcenter mit Varazdiner Garten

Suche

Teilen
Newsletter der Stadt Ravensburg
Sie wollen regelmäßig per E-Mail informiert werden?
Dann melden Sie sich für die kostenlosen Newsletter der Stadt Ravensburg an.
Newsletter abonnieren
Folgen Sie uns

Datenschutzhinweis

Diese Webseite verwendet das Webanalysetool Matomo für die Auswertung anonymer Informationen der Besucher. Datenschutzinformationen